Rezension

Zwölf Mal weibliche Hölle

Fährnis der Frau -

Fährnis der Frau
von Ava Morgan

Zwölf Geschichten, so grausam, dass das ungute Gefühl in der Magengegend beim Lesen kaum zu unterdrücken ist. Ava Morgan schildert in “Fährnis der Frau” Ereignisse, denen Frauen oder weiblich gelesenen Personen tagtäglich ausgesetzt sind. Seien es Äußerlichkeiten-Rankings beim Festival, die so üblich sind, dass sie kaum mehr aufregen. Oder die patriarchale Hierarchie im hippen Unternehmen, die es Männern scheinbar erlaubt, sich alles zu holen, was sie wollen und die unterdrückenden Strukturen so tief verankert sind, dass sich Frau kaum dagegen wehren kann. Oder Stalking-Vorkommnisse, die sich dank Social Media und dem gläsernen Internet nur allzu leicht vom Virtuellen in die Wirklichkeit begeben. Auch intime Übergrifflichkeiten werden geschildert, die sogar von jenen abgetan werden, die doch solidarisch sein sollten: andere Frauen. Das Erschreckende dabei: neun von zwölf Erzählungen basieren auf wahren Begebenheiten und auch die restlichen drei sind absolut vorstellbar.

 

Neben der realistischen Darstellung ist besonders der angenehme Erzählstil der Autorin hervorzuheben. Die Kurzgeschichten werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, sei es aus erster, zweiter oder dritter Person, auch eine Interviewform ist dabei und macht das Lesen abwechslungsreich. Das ist auch essentiell, da die einzelnen Geschichten sehr aufs Gemüt drücken. Ava Morgan schafft es, dass sich die Lesenden absolut in das Erzählte hineinversetzen können, was Fassungslosigkeit hinterlässt und zur Rebellion aufruft. Und bewusst macht, dass es zur Gleichberechtigung noch ein langer Weg ist; dass wir uns solidarisieren müssen und jeglicher Sexismus und die Annahme, dass Frauen und jene, die weiblich gelesen werden, Freiwild sind und die kontinuierlichen Grenzüberschreitungen weiterhin toleriert werden, bekämpft werden müssen.

 

Mein Fazit: ein enorm gelungenes, wichtiges Buch, das in seiner Episodenhaftigkeit hervorragend dafür geeignet wäre, als Feminismus-Black-Mirror verfilmt zu werden! Meines Erachtens eignet sich das Buch sehr gut als Lehrmaterial für die Aufklärung über die tief verankerten patriarchalen Strukturen, egal ob für Jung oder Alt. Ein Lese-Muss für alle, die dazu bereit sind, die gesellschaftlichen Gegebenheiten zu reflektieren und sich nicht davor scheuen, die oft brutale Wirklichkeit von Frauen zu betrachten.