Ein Ork zum Weihnachtsfest

von Aila Davis

Tamgrul: Ork. Krieger. Seit fünf Jahren unter Menschen. Security. Angepisst. Jenni: Büromaus. Traumatisiert. Will nie wieder in der Notaufnahme landen Jenni ist nicht gut darin, Männer einzuschätzen. Bisher jedenfalls hat sie ihre schlechte Menschenkenntnis mit blauen Flecken und gebrochenen Knochen bezahlt. Aber wie ist das eigentlich mit einem Ork? Vielleicht sind Orks anders? Nicht so hinterhältig wie Menschen? Und nicht so skrupellos? Ihr Verstand lacht sie aus. Doch der riesige grüne Arbeitskollege, an dem sie jeden Morgen vorbeilaufen muss, zieht sie magisch an. Und irgendwie fühlt sie sich sicher in seiner Nähe. Absurd. Oder? Schade nur, dass Tamgrul aus der Security-Abteilung ihrer Firma immer so wortkarg ist, wenn sie das Gespräch mit ihm sucht. Aber vielleicht benimmt sie sich ja total daneben ... aus der Sicht seiner Spezies? Tamgrul hält nichts von gemischten Paaren. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten die Orks sich nie auf die Sachen mit der Integration eingelassen. Aber sein Vater hat, wie viele andere Hordenanführer auch, dem Abkommen mit den Menschen zugestimmt, in dem es darum ging, die Naturschutzgebiete für alle humanoiden Lebewesen zu schließen und die noch existierenden Ork-Stämme in die Zivilisation zu holen. Nur hat kein Aas dran gedacht, dass Orks und Menschen nicht zusammenpassen. Das fängt bei den Häusern an und endet bei Christbaumkugeln, verdammt. Außerdem sind Menschen entweder verweichlicht und träge oder gierig und rücksichtslos. Und in dem Chaos der modernen Welt scheint es die größte Herausforderung für ihn zu sein, mit der kleinen blonden Kollegin aus der Buchhaltung Konversation zu betreiben. Dabei ist sie die Einzige, die nicht in sein düsteres Bild von diesen Menschen passt.