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10 Schreibübungen - Kreatives Schreiben

Kreatives Schreiben

10 Schreibübungen - Teil II

Schreiben ist nicht nur eine Frage des Talents. Hinter guten Texten steckt häufig auch jede Menge Übung. Oft müssen Schreibhemmungen erst abgebaut und die Fantasie angeregt werden, bevor es zum Arbeiten an Texten geht. Kreative Übungen können dabei helfen. 10 davon stellen wir euch heute vor.

1) Vom Zitat zur Geschichte

"Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns" Ein Zitat (von Franz Kafka), das sofort Bilder wachruft. Welche Bilder sind es bei euch? Sucht euch ein Zitat aus (vielleicht euer Lieblingszitat oder eins, das euch besonders beschäftigt) und schreibt davon ausgehend eine Geschichte. Lasst eurer Fantasie dabei freien Lauf. Es geht darum, Assoziationen freizusetzen, Ideen zu entwickeln und kreativ zu sein.

2) Interview Deinen Protagonist    

Wie gut kennt ihr den Protagonisten eurer Geschichte? Könnt ihr einschätzen, wie er sich in Krisensituationen verhalten würde, welche Meinung er zu religiösen Fragen hat und wie er zu aktuellen politischen Fragen steht? Die Beantwortung dieser Fragen mag für eure Geschichte vielleicht nicht von Belang sein, dennoch sollten euch die Figuren vertraut sein. Denkt euch zehn Fragen aus, die ihr eurer Figur stellen möchtet und führt ein ausführliches Interview. Wenn ihr möchtet könnt ihr auch einen thematischen Schwerpunkt für das Gespräch wählen (nicht unbedingt muss dieser auch in der Geschichte eine Rolle spielen). So lernt ihr eure Figur, ihre Denkweise und Meinungen besser kennen.

Interview mit Protagonist

3) Erfinde Dein Leben neu

Kennt ihr das? Es gibt Situationen im Leben, die man gerne ungeschehen machen würde, und Begegnungen, die nicht so liefen wie gewünscht. Wäre es nicht schön, wenn man die eine oder andere Begebenheit einfach nochmal erleben dürfte - nur dass man dieses Mal besser reagiert. Bei dieser Übung könnt ihr das: Sucht euch eine Situation aus, über die ihr euch im Nachhinein geärgert habt, und überlegt, welcher Verlauf stattdessen besser gewesen wäre. Schreibt die Geschichte so um, wie ihr es euch gewünscht hättet.

4) Von einem Gedicht zum Zeitungsartikel

Geschichten lassen sich auf unterschiedliche Weise erzählen. Ob in Form eines Gedichts, einer Kurzgeschichte oder einer Reportage - nicht nur die Erzählart ist eine andere, auch die Wirkung der Geschichte. Sucht euch ein Gedicht oder eine Ballade aus, deren Geschichte ihr in Form eines Zeitungsartikels neu erzählt. Dafür würde sich beispielsweise "Die Bürgschaft" von Friedrich Schiller gut eignen. Dabei sollten alle sogenannten W-Fragen beantwortet werden: Was (ist passiert), wann (ist es passiert), wer (war beteiligt), wo (ist es passiert), wie (ist es passiert), warum (warum ist es passiert), woher (kommt die Info).  

5) Alliterationen

Plappernde Papageien, blubbernde Barsche und miese Mücken - Alliterationen klingen nicht nur gut und beleben Texte, das Experimentieren mit Buchstaben trainiert auch das Sprachgefühl. Such dir einen Buchstaben aus, mit dem du so viele Alliterationen wie möglich kreierst. Du wirst merken, dass dir das Formulieren nach einiger Zeit leichter von der Hand geht und du "in den Schreibfluss" kommst.

6) Sei aufmerksam

Setzt euch an den Ort, an dem ihr für gewöhnlich schreibt. Was könnt ihr von diesem Platz aus sehen? Zählt alles auf, was sich in eurem Sichtfeld befindet. Dabei trainiert ihr nicht das Formulieren. Hier sind nur lose Aufzählungen wie "schwarzer Lampenschirm" oder "verstaubter Monitor" gefragt - Ziel ist es, aufmerksamer zu sein, seine Umgebung bewusst wahrzunehmen und auch auf kleine Details zu achten. Häufig sind es genau diese Kleinigkeiten, die eine Geschichte lebendig werden lassen.

10 Schreibübungen; Schreibtisch

7) Achte auf die Buchstaben

Manche Buchstabenfolgen tauchen in sehr vielen Wörtern auf. Z.B. "str" (wie in "straucheln" oder "Streifen") oder "pf" (wie in "pfeifen" oder "Pferd"). Bestimmte Laute können einem Text mehr Ausdruck verleihen, ihn weich, hart oder melodisch klingen lassen. Bei Gedichten wird zwar mehr auf den Klang geachtet, doch auch bei Prosa-Texten kann mit dem Klang von Buchstaben experimentiert werden. Wählt eine Buchstabenfolge aus und formuliert davon ausgehend einen kurzen Text, in dem jeder Satz mindestens ein Wort mit dieser Buchstabenfolge aufweist.

8) Empfindungen bewusst wahrnehmen

Nehmt euch einen Block zum Schreiben oder setzt euch an den Computer und beschreibt ganz genau, wie ihr euch gerade körperlich fühlt. Was spürt ihr? Habt ihr vielleicht gerade einen Mückenstich, der juckt? Oder einen trockenen Mund? Habt ihr Appetit auf Schokolade oder Kopfschmerzen? Egal, was ihr gerade körperlich empfindet, erzählt es. Dabei nehmt ihr euren eigenen Körper ganz bewusst wahr und lernt, euer Empfinden in Worte zu fassen.

9) Menschen beobachten

Setz dich mit einem Schreibblock in ein Café, in einen Park oder an einen anderen belebten Ort. Welche Menschen fallen dir auf, wenn du das Treiben um dich herum beobachtest? Such dir zwei Personen aus, die du mit all ihren äußerlichen Merkmalen (Aussehen, Gesten, Mimik, Stimme etc.) beschreibst. Denk dir anschließend eine mögliche Lebensgeschichte aus. Woher kommt die Person? Wo arbeitet sie? Ist sie verheiratet, hat sie Kinder? Ist ihr in den letzten Jahren vielleicht etwas schlimmes widerfahren oder ist etwas besonderes passiert? Welche Eigenschaften und welche Geschichte müsste die Person haben, damit du selbst gerne mehr über sie erfahren und über sie lesen würdest?

10 Schreibübungen, Café

10) Das erste Mal

Im Leben gibt es so viele "erste Male". Zum ersten Mal im Leben ins Flugzeug steigen, ein Bewerbungsgespräch haben oder in eine andere Stadt ziehen. Lasst die vielen ersten Male eures Lebens Revue passieren und schreibt von einem eurer Erlebnisse ausgehend eine Geschichte. Ob ihr bei den Tatsachen bleibt oder das Geschehen verfremden möchtet, bleibt dabei ganz euch überlassen.

Weitere Schreibübungen findet ihr hier.

Habt ihr schonmal Schreibübungen ausprobiert? Kennt ihr vielleicht noch andere Übungen?

Kommentare

Zieherweide kommentierte am 24. Juli 2014 um 11:24

Ich habe schon viele Schreibübungen ausprobiert. Meistens lief es darauf hinaus, dass man einen kurzen Text vor sich hatte und daraus dann eine längere Geschichte machte, oder man bekam ein Bild / Postkarte etc. vorgelegt, zu dem man die Rahmenhandlung schrieb. Was geschah vorher, was dachte die Person in dem Moment, in dem man sie sieht usw.

Leider mangelt es bei mir nicht an Ideen. Ich habe sogar teilweise zu viele. Ich schaffe es nicht, das abzuschließen, was ich angefangen habe. Meistens habe ich schon Anfang und Ende parat sowie ein paar Teile aus der Mitte, aber genau das Füllen dieser Lücken fällt mir immer schwer.

Schreibübungen finde ich schön und gut, aber hinterher habe ich meistens eine neue Geschichte die ich schreiben möchte, obwohl ich ja noch so viele andere habe, die es lohnen, dass ich sie zuende bringe. =)

edit: Schön ist auch, sich einen Satzanfang auszudenken und dann einfach drauflos schreiben. Zum Beispiel: "Ich hatte mir die Situation ganz anders vorgestellt." Und schon wird alles geschrieben, was dazu sofort in den Sinn kommt.

Paul kommentierte am 25. Juli 2014 um 07:42

Hallo, also mir hat es immer sehr geholfen eine Kapitelübersicht zu erstellen, jedes Kapitel zu benennen und dann jedes Kapitel mit Text zu befüllen. Dadurch werden die Schreibabschnitte kleiner und am Ende hat man ein fertiges Buch. Auch einzelne Texte miteinander zu verweben um etwas großes ganzes zu erhalten ist ne gute Idee

 

Zieherweide kommentierte am 25. Juli 2014 um 07:51

Danke, werde ich bei Gelegenheit vielleicht mal ausprobieren.

LadySamira091062 kommentierte am 24. Juli 2014 um 13:19

 ich finde den Artiekel sehr interessant udn werde mal einiges davon  für mich einfach so ausprobieren .Denke man kann damit sich selber empfindsamer für die Umgebung machen und man schult seine eigene Schreibweise zb für Rezensionen 

JulH1990 kommentierte am 24. Juli 2014 um 14:32

Was ich immer ganz gerne mache, wenn ich z.B. mit dem Zug unterwegs bin, ist eine Geschichte zu dem Graffiti an den Häusern, Tunneln, Wagons, etc. erfinden. Entweder eine Geschichte dazu, wie das Graffiti an diesen Ort gekommen ist oder eben was es bedeutet. Es ist immer ein schöner Zeitvertreib ;o)

Maryann Flamel kommentierte am 24. Juli 2014 um 15:43

Juhu, weitere Schreibübungen :)

Finde toll, was du so für uns zusammenstellst, Maren :) Da ist für jeden was dabei. 

Werd ich auf jeden Fall auch ausprobieren!

Streiflicht kommentierte am 24. Juli 2014 um 16:33

vielen dank für die schönen idee. jetzt fehlt mir nur noch ein freier tag, an dem mich die muße küsst und dann kann es losgehen. von teil 1 wollte ich auch noch übungen ausprobieren.

progue kommentierte am 24. Juli 2014 um 18:20

Wenn ich ehrlich bin, halte ich nicht viel von solchen Schreibübungen. Man engt sich dadurch eher ein als man gewinnt.

gillivanilli kommentierte am 24. Juli 2014 um 18:42

Ich habe noch nie Schreibübungen gemacht, abgesehen von denen in der Schule. Obwohl die aufgezählten Vorschläge durchaus schlüssig klingen, wäre das nichts für mich. Ich kann nicht mit dem Herzen schreiben, wenn mich die Geschichte/Thema nicht interessiert und ich einer Anleitung folgen muss. So funktioniert Schreiben bei mir einfach nicht. Natürlich hole ich mir auch Ideen und Inspiration aus meinem Umfeld, aber das passiert eher zufällig und nicht geplant.

Es gibt aber bestimmt einige, denen solche Schreibübungen helfen und Spaß machen.

kommentierte am 25. Juli 2014 um 09:21

Danke für die schöne Anregung, einige der Ideen kannte ich noch nicht. :)

An Ideen mangelt es mir aber eigentlich nicht, nur das Umsetzen ist schwierig. Kurzgeschichten sind kein Problem, aber einen ganzen Roman logisch und spannend aufzubauen, fällt mir schwerer als gedacht... Und dass obwohl ich schon unzählige Schreibratgeber und Tipps im Internet gelesen habe... Da hilft wohl nur üben üben üben... -.-

Bookylicious kommentierte am 26. Juli 2014 um 20:54

Ich habe bislang noch nie eine Schreibübungen gemacht. Meistens sind die ideen, meistens sind die texte, Ich bin der "No Risk no Fun" Typ. Ich probiere alles aus, nahja nicht alles, aber meiste. Und jetzt werde die Tipps ausprobieren. Denn Übung macht der Meister

le_petit_renard kommentierte am 28. Juli 2014 um 21:27

Die Tips finde ich wirklich gut und ich habe wahnsinnig Lust irgendwann auch einmal selber ein Buch zu schreiben. Hast du auch noch Tipps, wie alles abläuft, wenn man ein Manuskript geschrieben hat etc. Du schreibst übrigens sehr schön lebendig =) total genial!

silesia kommentierte am 30. Juli 2014 um 11:42

Da liest man ja die Übungen schon gerne, die ein oder andere werde ich sicher mal ausprobieren, vielen Dank dafür!