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5 Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen

Kriminalromane

5 Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen

Krimis sind spannend, fesseln und geben nicht selten Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Dabei sind die Geschichten nicht immer rein fiktiv. Wir präsentieren fünf Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen.

Bonnie und Clyde, Jack the Ripper und Al Capone - es sind Verbrecher, die nicht nur in die Kriminalgeschichte eingegangen sind. Ihre Leben wurden auch in Filmen, Liedern und Romanen verarbeitet. Doch auch weniger bekannte, schneller vergessene Kriminalfälle dienen vielen Autoren als Ausgangspunkt für ihre Geschichten. Schon Friedrich Schiller griff bei seiner Geschichte "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" auf die Straftaten eines realen Wilddiebs zurück und auch zeitgenössische Schriftsteller lassen sich von wahren Begebenheiten inspirieren.

Wir stellen euch fünf Krimis vor, die reelle Verbrechen verarbeiten.

Ferdinand von Schirach: Verbrechen

Ganze 54 Wochen hielt sich das erste Buch des deutschen Rechtsanwalts Ferdinand von Schirach auf der Bestseller-Liste. Und auch wenn seine schriftstellerischen Fähigkeiten in den Feuilletons mancher großer Tageszeitungen kritisiert wurden, die Fälle, von denen der Autor in dem schmalen Bändchen erzählt, stammen aus seiner langjährigen Erfahrung als Strafverteidiger und sind tatsächlich so passiert. Und gerade das macht sie für Millionen von Lesern so faszinierend. Morde, Diebstähle, Überfälle, Kannibalismus - hier werden reale Straftaten vorgestellt, die aber nicht in Form von Berichten verarbeitet, sondern als Geschichten nacherzählt werden. Und beim Lesen jeder einzelnen von ihnen fragt sich der Leser, wie ein Anwalt die Verteidigung dieser Verbrecher mit seinem Gewissen vereinbaren kann.

Andrea Maria Schenkel: Tannöd

Mit ihrem Romandebüt "Tannöd" erschuf Andrea Maria Schenkel nicht nur einen nationalen Bestseller und gewann zwei große Literaturpreise. Mit einem Mal stand sie auch im Mittelpunkt eines Plagiatsskandals, der für große mediale Aufmerksamkeit und Aufregung sorgte. Der Autor Peter Leuschner warf ihr vor, etliche Passagen aus seinem Sachbuch "Der Mordfall Hinterkaifeck" übernommen zu haben, doch schließlich wurde die Klage 2009 abgewiesen. Der Krimi fand aber nicht nur wegen des mutmaßlichen Plagiats Beachtung; die Geschichte beruht auch auf einer wahren Begebenheit. Schenkel hat sich von einem Verbrechen inspirieren lassen, das 1922 begangen wurde und bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. In einer Frühlingsnacht wurden im oberbayrischen Einödhof sechs Menschen mit einer Hacke ermordet. Eine Bauernfamilie und die Magd des Hofes. Erst einige Tage später wurden die Leichen gefunden, Verdächtige wurden festgenommen, doch der Täter konnte bis heute nicht benannt werden. Ein mysteriöser Vielfach-Mord, der Schenkel als Ausgangslage für ihr Debüt diente. Die Autorin siedelte den Hof an einen fiktiven Ort in Bayern um, ließ das Verbrechen Mitte der 50er Jahre geschehen und teilte ihren Roman in viele, kleine Passagen, in denen Opfer, Angehörige, Nachbarn und Täter von der Tatnacht berichteten.

Jack Ketchum: Evil

Es ist der vierte Roman des US-amerikanischen Schriftstellers und gleichzeitig auch der erfolgreichste. Mit dem Psychothriller "Evil" (im Orignal "The girl next door") knüpft der Autor an einen Skandal aus den 60 Jahren an. In Indianapolis wurde Sylvia Likens von ihrer Pflegemutter, ihren Stiefbrüdern und zwei Nachbarsjungen über Wochen hinweg misshandelt, gefoltert und schließlich brutal ermordet.

Eben dieses junge Mädchen taucht in Ketchums Thriller als 14-jährige Meg auf, die nach dem Tod ihrer Eltern gemeinsam mit der jüngeren Schwester Susan von ihrer Tante Ruth aufgenommen werden. Schon bald verfällt die Ziehmutter einem Wahn, in dem sie Meg in den Keller sperrt und sie, später auch gemeinsam mit ihren Söhnen und deren Freunden, schwer misshandelt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von David, dem Nachbarsjunge, der die stetigen Entwicklungen im Haus nebenan verfolgt und schließlich selbst zum Opfer wird.

Es ist eine grausame, erschreckende und abstoßende Geschichte, die Ketchum seinen Lesern hier bietet. Ein Psychothriller, der 2007 verfilmt wurde, und ganz sicher nichts für Zartbesaitete ist. Gleichzeitig wirft der Autor aber auch Fragen auf - nach Voyeurismus, dem Bösen im Menschen und der Beziehung zwischen Opfer und Täter.

Friedrich Schiller: Der Verbrecher aus verlorener Ehre

Wie alt die Geschichte des Kriminalromans ist, zeigt dieses Beispiel. Inspiriert von den Werken des französischen Anwalts François Gayot de Pitaval, der eine ganze Reihe aufsehenerregende Verbrechen in seinen Büchern präsentierte, schrieb Friedrich Schiller 1786 das Buch mit dem Titel "Der Verbrecher aus verlorener Ehe". Darin greift er auf die Lebensgeschichte des Sonnenwirtes Friedrich Schwan aus dem württembergischen Dorfe Ebersbach zurück, der nach einer langen kriminellen Laufbahn 1760 hingerichtet wurde. 

Schiller erzählt seine Geschichte nach, lässt ihn als den Halbwaisen Christian Wolf auftreten, der aus der Not heraus zum Wilddieb wird, aus der Gesellschaft ausgestoßen wird und keinen Weg zurück ins ehrliche Leben findet. Dabei steht weniger die Spannung dieses Falls im Vordergrund, sondern vielmehr die Frage, wie ein Mensch zum Verbrecher wird.

Andreas Franz: Unsichtbare Spuren

Wie so häufig beim - mittlerweile leider verstorbenen - deutschen Autor beruht auch dieser Krimi auf wahren Begebenheiten. Für die Geschichte recherchierte Andreas Franz bei der Kieler Polizei, stand im engen Kontakt mit den zuständigen Ermittlern und sprach mit Polizeipsychologen. Gesucht wurde ein Mann, der seine Opfer scheinbar willkürlich aussuchte, sie vergewaltige, ermordete und schließlich in einem schwer zugänglichen Gebüsch ablegte. Diese Geschichte taucht ganz ähnlich auch in "Unsichtbare Spuren" auf. Franz lässt seinen Täter Anhalterinnen im Auto mitnehmen, sie missbrauchen und schließlich ermorden. Eine weitere Parallele: Genau wie der reelle Straftäter legt auch Franz Verbrecher seine Opfer in Gebüschen ab. 

Wie sich später herausstellte, sollten die beiden Täter aber kaum Ähnlichkeiten miteinander haben. Der Serienmörder wurde erst gefasst, als der Roman bereits veröffentlicht war.

Kennt ihr noch weitere Krimis, die sich auf tatsächliche Verbrechen beziehen? Und macht es für euch einen Unterschied, ob ein Krimi rein fiktiv ist oder auf wahren Begebenheiten beruht?

Kommentare

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Jinx13 kommentierte am 22. Dezember 2014 um 15:53

Spontan fällt mir gerade kein weiterer Krimi ein, der auf wahren Begebenheiten basiert. Ist mir aber ehrlich gesagt auch nicht so wichtig und würde meine Kaufentscheidung nicht beeinflussen.

Pink Anemone kommentierte am 29. August 2015 um 09:16

Ich glaube bis auf Frau Schenkel, wandert alles auf meine WL, obwohl "Tannöd" wirklich interessant klingt.

mehrBüchermehr.... kommentierte am 29. August 2015 um 19:52

so, dann gleich auch mal noch hier ein Lesezeichen gesetzt und Danke gesagt für die Tipps auch wenn ich es wirklich gruselig finde, aufgrund der Tatsache der wahren Begebenheiten :-/

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