Rezension

Versteckt unter den Augen des Feindes

Der Glashund -

Der Glashund
von Iris Conrad

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Berlin, 1936 flirtet Henriette auf Veranlassung ihrer Freundinnen Anneliese und Ruth mit dem Hitlerjungen Rolf Reinhardt, um ihn dann fallen zu lassen. Ein Streich, den die jüdischen Mädchen sich wegen der Nürnberger Gesetze ausgedacht haben. 6 Jahre später arbeitet Rolf im Dezernat IV, das für die Endlösung der Judenfrage zuständig ist. Da Henriette ein Geheimnis von ihm weiß, setzt er alles daran, sie so schnell wie möglich deportieren zu lassen. Doch Henriette entwischt immer wieder den braunen Schergen, überzeugt davon, dass der Glashund, ein letztes Geschenk ihres Großvaters vor seiner Deportation, ihr Glück bringt.

Meine Meinung:
Das Cover ist schön gestaltet, verrät aber nichts über seinen Inhalt. Der Titel macht neugierig, was es denn mit dem Glashund auf sich hat, der im Klapptext jedoch mit keinem Wort erwähnt wird. Iris Conrad beschreibt in einem flüssigen, authentischen Schreibstil, wie die jüdische Bevölkerung nach und nach entmenschlicht wird. Ich bin der Meinung, solche Bücher kann man nicht oft genug in die Regale der Buchhandlungen stellen, zur Erinnerung und zur Mahnung.
Iris Conrad hat aus Tatsachen und Berichten Überlebender einen fiktionalen Roman geschaffen, der nicht mit großer Dramatik punktet, aber klar und deutlich aufzeigt, wie sehr Hass und Hetze wirken. Mit Henriette erlebt man dies hautnah und doch gibt es die unterschiedlichsten Menschen, die es gut mit ihr meinen und ihr helfen, ob aus Eigennutz, Profit oder Menschlichkeit. Die facettenreichen Figuren sind in ihren Charakteren sehr gut und realistisch ausgearbeitet und dadurch erhält man einen guten Einblick in deren Gedanken. Schon bald ist Henriette gezwungen, unterzutauchen. Ihren ehemaligen Studienkollegen Benjamin aus der jüdischen Kunsthochschule begegnet sie dabei immer wieder und aus Freundschaft wird Zuneigung. Dies ist in diesen Zeiten schwierig, in der Beide um ihr Überleben gegen das Naziregime kämpfen und gleichzeitig Gefahr durch die Bombardierung der Alliierten droht.
Regelrecht spürbar war die Angst von Henriette, aber auch ihr Mut, den sie aufbringen muss, um sich unter den Augen des Feindes in Berlin zu verstecken. Wirklich geärgert hat mich zum Schluss, was aus Rolf Reinhardt geworden ist und nur zu gut kann ich mir das in der Realität vorstellen.

Fazit:
Ein gelungener historischer Roman, der mir neue Einblicke vermittelt hat.