Rezension

Packender Noir-Krimi mit besonderer Ausstattung

Die doppelte Frau -

Die doppelte Frau
von Beate Thalberg

Bewertet mit 4 Sternen

Bei ihrem Debüt gelingt der Autorin Beate Thalberg ein spannender Krimi im klassischen Noir-Style, der mit einer fiktiven Geschichte rund um die Fotografin Betty Steinhart aufwartet, sich dabei aber eng an die Fakten der damaligen Zeit und dem Leben der außergewöhnlichen Frau hält. In insgesamt drei Fällen werden einzelne Szenen in Form einer kurzen Graphic Novel fortgeführt, die aus der Feder von Lily Ammann stammen. Zudem finden sich in dem Buch zahlreiche Fotos der Fotografin, die dem Buch zusätzlich noch eine besondere Note verleihen.   

Im Salzburg des Jahres 1946 treffen die geheimnisvolle Eva, der zwielichtige Max und der amerikanische General Harry Collins aufeinander und werden in eine mysteriöse Geschichte verwickelt, in der die Fotografin Betty Steinhart und ein Zug voller Gold, den die Nazis Juden in Ungarn gestohlen haben, eine entscheidende Rolle spielen. So startet ein spannendes Verwirrspiel, in dem schon bald niemand mehr weiß, wem er eigentlich noch vertrauen kann.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Erzählt wird das Ganze aus den wechselnden Perspektiven von Eva, Max und Harry, die dabei auch jemals als Ich-Erzähler fungieren. Die jeweiligen Übergänge hätte man dabei vielleicht etwas besser kennzeichnen können, das hätte bei mir zumindest die eine oder andere Verwirrung verhindern können. So habe ich mich zu Beginn noch etwas schwer damit getan, die Perspektiven auseinanderzuhalten, im Verlauf der Geschichte ist mir dies aber immer besser gelungen. Die Autorin ist eigentlich Film- und Theaterregisseurin, dies merkt man ihren bildhaften Beschreibungen, die mein Kopfkino immer wieder angekurbelt haben, auch jederzeit an. Zudem hat sie über Betty Steinhart bereits eine Webserie gedreht und hatte bei ihrer Recherche Unterstützung von einer Enkelin der Fotografin.

Abgerundet wird das Buch durch ein Nachwort, dass aufzeigt, was hier Dichtung und was Wahrheit ist, einer Kurzbiographie von Betty Steinhart, einem Quellenverzeichnis und Angaben zu den abgedruckten Fotos und einigen mehr oder weniger bekannten Filmzitaten, die die Autorin in ihre Geschichte hat einfließen lassen.   

Auch wenn ich mich am Ende gut unterhalten und informiert gefühlt habe, bleibt schlussendlich das Gefühl, dass man aus diesem Stoff vielleicht sogar noch einiges mehr hätte herausholen können. Unter dem Strich überwiegen dann aber doch die positiven Leseeindrücke.