Rezension

Lebendige Charaktere und eine interessante Handlung

Die Sprache der Schatten - Susanne Goga

Die Sprache der Schatten
von Susanne Goga

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Fabrikantenwitwe Rika Hesse ist sehr an Kunst interessiert. Deshalb bekommt sie von ihrem erwachsenen Stiefsohn Alexander ein Gemälde geschenkt. Obwohl man auf dem Bild kein einziges Gesicht erkennen kann, übt das Werk des unbekannten Malers sofort eine starke Faszination auf sie aus. Rika setzt alles daran, den Künstler ausfindig zu machen und ahnt nicht, welche Auswirkungen diese Suche auf die gesamte Familie haben wird....

Der Einstieg in Susanne Gogas Erzählung, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, gelingt mühelos. Durch die detaillierten Beschreibungen kann man sich sowohl die Handlungsorte, als auch die agierenden Personen lebhaft vorstellen und dadurch in die damalige Zeit eintauchen. Die Industriealisierung, der beginnende Antisemitismus, das Aufbegehren der einfachen Arbeiter, die für bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne eintreten, Einblicke in die Modewelt, die Fabrikation und Vermarktung der Kleidungsstücke bilden eine lebendige Kulisse für Rikas Suche nach dem unbekannten Maler. Ganz nebenbei lässt die Autorin außerdem in die Handlung einfließen, dass Männer den Ton in der Gesellschaft angeben und dass Frauen ihre Wünsche zurückstellen und sich dem starken Geschlecht unterordnen müssen.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Die Protagonisten sind sehr unterschiedlich, doch sie alle wirken lebendig, da sie Stärken und Schwächen haben. Einige wirken auf Anhieb sympathisch und andere kann man zunächst nur schwer einschätzen. Im Verlauf der Handlung gibt es auch noch den ein oder anderen Charakterzug zu entdecken. Die Figuren wirken dadurch sehr authentisch, sodass man regelrecht mit ihnen mitfiebert. Die Handlung selbst ist durchgehend interessant, sodass man förmlich über die Seiten fliegt, um gemeinsam mit Rika die Identität des geheimnisvollen Malers zu lüften. Dabei kommt es zu einigen unvorhergesehenen Ereignissen. Eine allzu romantische Liebesgeschichte braucht man hier nicht zu befürchten, denn dieser Teil der Geschichte ist zwar durchaus zwischen den Zeilen spürbar, drängt sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Lebendige, facettenreiche Charaktere und eine interessante Handlung konnten mich von diesem historischen Roman überzeugen.