Rezension

M.

Bleib -

Bleib
von Adeline Dieudonné

Bewertet mit 4 Sternen

Bleib – Adeline Dieudonne

Puh, das ist eine teilweise wirklich wilde, unappetitliche Story.

Die Protagonistin S. (ihr Initial erfährt man auf der allerletzten Seite) schreibt einen Brief an die Ehefrau ihres Geliebten M. Darin teilt sie ihr mit, dass M. verstorben ist – neben ihrer ganzen Beziehungsgeschichte.

Das eigentlich erschreckende daran ist, dass S. ihren Geliebten einfach nicht loslassen kann, was bedeutet, dass sie seinen Leichnam einfach einpackt, mitnimmt und umsorgt, während sie versucht, mit der Situation klarzukommen und zu entscheiden, was weiterhin zu tun ist.

Neben dieser teils absurden Abenteuergeschichte geht es tiefgründig um große Themen wie Trauer und Abschied. Doch S. beleuchtet auch ihre früheren Beziehungen, deckt toxische Beziehungsmuster auf und macht ihren Brief zu einem feministischen Plädoyer. Gerade die Passagen über die unterschiedlichen Rollen von Männern und Frauen in der Familie haben mich sehr abgeholt.

 Einen ganzen Roman in einen einzigen langen Brief zu packen, mag erst einmal genial klingen, funktioniert für mich hier aber leider nur bedingt.

Trotzdem ist dieses Werk sowohl sprachlich als auch inhaltlich eine ganz besondere literarische Entdeckung. Ein Buch, das fesselt und mit seinen starken Bildern vermutlich auch im Gedächtnis bleibt.

4 Sterne