Rezension

Eine ganz besondere Freundschaft

Hat irgendjemand Oscar gesehen? -

Hat irgendjemand Oscar gesehen?
von Leslie Connor

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch beschreibt die innige Freundschaft zwischen zwei Kindern, die gegensätzlicher nicht sein können. Ihre wichtigste Verbindung ist die Liebe zur Natur. Aurora liebt schöne Steine und Oscar die Vögel. Während Aurora fast ohne Unterlass in Bewegung ist, mit Händen und Füßen redet, spricht Oscar kein Wort. Er gibt nur Pfeif- und Zwitscherlaute von sich und lebt in seiner eigenen Welt. Das Mädchen ist neben seiner Mutter die wichtigste Bezugsperson. Sie kümmert sich rührend um Oscar. Als das neue Schuljahr beginnt, kommen die Kinder in getrennte 6. Klassen. Durch die neue Situation wird Aurora beim Betreten der Schule kurz abgelenkt und plötzlich ist Oscar verschwunden. Spurlos! Schnell beginnt die Suche nach dem Jungen. Der ganze Ort ist auf den Beinen...

Ich beginne mal mit dem Cover. Das finde ich sehr schön. Darauf ist vieles versammelt, was wesentlich für die Story ist: eine Menge bunter Vögel, der gefleckte Piebald-Hirsch, das Mädchen Aurora auf der Suche nach ihrem besten Freund. 

Die Autorin Leslie Connor macht am Ende des Buches einige Anmerkungen über Neurodiversität und die Weite des autistischen Spektrums. Die Grundidee für die Geschichte finde ich super. Leider hapert es meiner Meinung nach aber an der umfassenderen Umsetzung der Idee. Die Störungen, bei Aurora wahrscheinlich ADHS und bei Oscar eine Form des Autismus, werden nicht beim Namen genannt. Die Leser erfahren hauptsächlich aus der noch sehr kindlichen Sicht Auroras vom Geschehen. Oscar wird nicht in den Fokus gestellt, obwohl er ja eigentlich die Hauptperson sein sollte. Nur eine geringe Anzahl der Kapitel wurden ihm allein gewidmet. Das ist zu wenig!

Die Autorin bietet uns hier eine heile Gesellschaft an. Es gibt keine Konflikte, keine Reibungspunkte, keine zwischenmenschlichen Probleme im gesamten Umfeld. Ich drücke es mal umgangssprachlich aus: Friede, Freude, Eierkuchen. Vielleicht überfordert sie den jungen Leser mit ihrer Darstellung dieser idealisierten Welt? Was sollen die jungen Menschen aus der Geschichte um diese außergewöhnliche Freundschaft lernen? Mir fehlten Erklärungen und Hintergrundinformationen. Woher nahm Aurora bspw. die Hilfs- und Einsatzbereitschaft, ihre Feinfühligkeit und ihr Verständnis für den autistischen Jungen?

Leider eine verpasste Chance das ausführlicher zu beleuchten.