Rezension

Man muss wohl dran glauben

Der Raum dazwischen -

Der Raum dazwischen
von Catherin Seib

Bewertet mit 1 Sternen

Zweifelhaft

Ich bin schon sehr skeptisch an dieses Buch herangegangen, habe aber versucht, mit vorurteilsfrei auf etwas Neues einzulassen. Allerdings ist es mir schwer gefallen.

Ich hatte mir auch eher ein Buch vorgestellt, in dem es allgemein um „Tierkommunikation“, so der Untertitel, geht. In dem Buch „Der Raum dazwischen“ beschreibt Catherin Seib allerdings eher ihren eigenen Weg mit ihren Pferden, wie sie mit ihnen spricht, welche Entscheidungen sie aufgrund dessen für sich und ihre drei Tiere fällt. Dabei geht es oft sehr persönlich und emotional zu, Traumata werden angedeutet, große Gefühlsdramen entfaltet.

Catherin Seib ist Tierkommunikatorin und entschied sich, ihr Leben in Deutschland hinter sich zu lassen und mit ihren drei Pferden, zwei Hunden und Lebensgefährten nach Costa Rica auszuwandern, weil sie in Deutschland das richtige Leben im falschen führte.

Dabei waren ihre Pferde ihre Wegweiser, sie sieht sich mit ihnen in einem besonderen „Raum dazwischen“ verbunden, in denen ihre Pferde ihre Leiden durchleben und ihr das, was in ihrem Leben falsch oder richtig läuft, durch Krankheit oder Wohlbefinden zurückspiegeln würden.

Das Pferde sehr sensibel Stimmungen „ihrer“ Menschen aufnehmen und spiegeln, ist nichts Neues, dass man mit ihnen wie auf wundersame Art kommunizieren kann, eine umwerfende Erfahrung.

Aber dass man mit ihnen wie in Menschensprache kommunizieren kann, dass sie eine Vorstellung von Lebensplanung und Traumabewältigung haben, dass man sogar mit toten oder noch nicht geborenen Tieren sprechen kann, die einem genau sagen, wie das Leben nach dem Tod ist, die einen in Träumen aufsuchen, um einem mitzuteilen, dass sie zu einem wollen, das klingt doch etwas sehr unglaubwürdig. Mehr als fragwürdig wird es dann, wenn man bei schweren Krankheiten der Pferde mehr auf eine vermeintliche Pferdestimme hört, als auf Tierärzte und die Krankheit dann umdeutet als einen Ausdruck des eigenen psychischen Leidens. Als erlebe das Pferd stellvertretend psychosomatische Leiden. Die Autorin muss davon zweifelsfrei ausgehen, so freimütig, wie sie schildert, dass ihre Stute über Monate hinweg mit offenen Hufen aufgrund einer Rehe, die dann aber doch keine sein soll, leidet, aber keine Behandlung wünsche und es selbst auch nicht für Rehe halte. Oder wenn sie beschreibt, wie ihr 26jährige Wallache am Ende immer wieder aufgrund von Schwäche hinfällt und sich dabei sogar im Stacheldraht – wer bitte hält seine Pferde hinter Stacheldraht? - verletzt, aber das nicht als schmerzhaft empfinde und noch nicht erlöst werden wolle, weil er noch eine Aufgabe zu erledigen habe – bei der es dann natürlich wieder um das Seelenheil der Besitzerin geht.

Ja, es gibt sicherlich Krankheiten, bei denen die Schulmedizin am Ende ist, und es ist richtig und wichtig, dass man sich die Zeit und die Ruhe nimmt, auf die feinen Signale der Pferde zu hören, und ihnen ihren eigenen Willen zugesteht. Und auch die Frage nach dem würdevollen Ende eines kranken, leidenden Tieres ist keine einfache, da sich der Mensch zum Richter über Leben und Tod aufschwingt und sich niemand frei machen kann davon, dass seine eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten ein solches Urteil beeinflussen. Ich finde es auch wichtig, dass es Menschen gibt, die „der Stimme“ der Pferde Ausdruck verleihen und ihr Gehör verschaffen. Aber die Art und Weise, wie das in diesem Buch geschieht, kann ich nicht zum Schluss hin immer weniger nachvollziehen.