Rezension

Etwas überraschender als Band zwei

Die verheimlichte Tochter -

Die verheimlichte Tochter
von Soraya Lane

Bewertet mit 3.5 Sternen

Galeristin Ella ist geprägt davon, das zu sein, was ihre Mutter von ihr erwartet hatte. Als auch sie ein Kästchen aus dem Frauenhaus bekommt, das ihre bereits verstorbene Oma geerbt hat, bricht sie endlich einmal aus und forscht ganz zum Unmut ihrer Mutter nach. Ihre Tante stärkt ihr den Rücken und unverhofft trifft sie Gabriel wieder, der in einem Orchester spielt und ihr mit einem Teil des Kästcheninhalts behilflich sein kann. Die beiden kommen sich näher und auch die Lösung des Rätsels um ihre Herkunft und ihre Selbstverwirklichung scheint plötzlich greifbar. Voller Hoffnung reist sie auf die griechische Insel Skopelos.

"Die verheimlichte Tochter" ist nunmehr der dritte Band der "Die verlorenen Töchter"-Saga von Soraya Lane und startet auch wieder mit demselben Grundgerüst, das sich nach und nach doch etwas abnutzt. Wieder bekommt eine Enkelin ein Kästchen, das eigentlich für die Großmutter bestimmt war, überreicht und macht sich auf die Suche nach der Lösung. Diesmal ist Gabriel derjenige, der Hinweise liefern kann. Hier muss man bei der ersten Auflage etwas aufpassen, denn auf dem Buch steht, dass der Pianist Mathew Ella hilft. Auf dessen Auftauchen habe ich lange gewartet, bis klar war, dass hier dem Verlag ein recht grober Schnitzer mit dem Klappentext passiert ist. Sowas darf eigentlich nicht vorkommen, auch wenn der Name und das Instrument jetzt keine größere Rolle spielten, sondern Familie und Musik im Allgemeinen. In Online-Buchshops wurde der Text auch bereits berichtigt und ich gehe stark davon aus, dass auch die zweite Auflage korrigiert sein wird.

Etwas Abwechslung kam ins Spiel, als sich Ella noch einmal mit der Enkelin der Leiterin des damaligen Frauenhauses trifft und herauskommt, dass es da auch noch ein anderes Kästen gab. Hier wird also schon ein weiteres Rätsel gestreut, das in diesem Band aber offen bleibt. Auch sprechen die beiden über die Fortschritte der Protagonistin im zweiten Band, wer diesen also lesen möchte, sollte es unbedingt vorher tun. Vom Stil her, bleibt sich die Autorin treu. Ihre Protagonistinnen sind sich alle ähnlich, geraten dummerweise in einer von Männer dominierten Welt in eine Zwickmühle. Hier lernt man durch Rückblicke in die Vergangenheit das Schicksal von Alexandra in den 1970er Jahren kennen. Der Wechsel der Zeitebenen stört den Lesefluss überhaupt nicht. Ein bisschen naiv kam mir die junge Alexandra jedoch vor und es fühlte sich eher an, als würde ihre Jugend ein bis zwei Jahrzehnte früher spielen. Der Schreibstil ist leicht und das Buch somit gut für ein paar entspannte Lesestunden geeignet.

Was ich trotz einer unerwarteten Wendung vermisst habe, war die Einbettung in das Setting, welches so verheißungsvoll auf dem Cover prangt. Zwar werden mal ein paar weiß gekalkte Häuser erwähnt, aber ich finde, da hätte man mehr draus machen können. Zumindest gelang es der Autorin im Vorgängerband erstklassig das kubanische Flair zu transportieren. Hier ist wenig mit Urlaubsfeeling. Dennoch hab ich das Buch gern gelesen und bin auch neugierig, wie es mit der nächsten Tochter weitergeht. Und vor allem mit der Enkelin, die die Kästen gefunden hat. 3,5 Sterne