Rezension

Fesselnde Fortrsetzung

Wie Spuren am See - Die Rückkehr -

Wie Spuren am See - Die Rückkehr
von Sibylle Baillon

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wann immer ich auf den See schaute, füllte sich mein Herz mit dem unbeschreiblichen Gefühl von absoluter Vollkommenheit, und mir wurde bewusst, wie viel Glück mir vergönnt war...“

 

Mit diesen stimmungsvollen Zeilen beginnt die Geschichte nach dem Prolog. Doch Glück ist zerbrechlich. Und manchmal kommt die Gefahr von einer völlig unerwarteten Seite.

Die Autorin hat einen fesselnden Roman geschrieben. Der Schreibstil ist fein ausgearbeitet. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen, zeigt aber auch, dass die Autorin gekonnt mit Metaphern umgehen kann. Eingebunden ist eine Legende vom Bodensee, die dem Geschehen eine Spur Mystik verleiht.

Isabella und Chris genießen ihre Zweisamkeit. Zwar hat Chris etwas Druck, denn sein Buch ist terminiert und sollte bald fertig werden. Auch Isabella hat vor ihrer ersten Ausstellung einiges Lampenfieber. Alles scheint seinen normalen Gang zu gehen.

Da steht eines Tages Gudrun vor der Tür. Die 70jährigr bezeichnet sich als alte Freundin von Ada. Sie will bei ihr Schutz suchen vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Isabella gibt ihr kurzerhand das Gästezimmer.

 

„...War das Leben nicht ein ewiger Kreislauf von Geben und Nehmen? Hätte ich diese hoffnungslose Frau sich selbst überlassen sollen?...“

 

Hätte sie, aber das kann sie jetzt noch nicht wissen.

Kurz vor Ausstellungseröffnung erscheinen in der Galerie Käthe Kunze und ihre Schwester. Auch bei ihnen ist eine ältere Dame untergekommen. Zufall? Jedenfalls klimmt in deren Augen Hass, als sie die Bilder von Ada sieht. Außerdem spricht sie von Rache. Käthe schiebt das auf die beginnende Demenz. Isabella fragt Käthe nach Gudrun, doch der Name sagt ihr nichts.

Die Autorin versteht es, die unterschiedlichen Emotionen deutlich zu machen. Bevor Isabellas Leben plötzlich durch dunkle Schatten überlagert wird, genießt sie die Natur.

 

„...Mein Blick schweifte umher. Ich sog die positiven Schwingungen in mich ein, die von der aufsteigenden Natur ausgingen. Rings um den See blühten Bäume und saftige Wiesen in allen Farbtönen...“

 

Die Geschichte konfrontiert Isabella wieder einmal mit Ereignissen aus Adas Vergangenheit. Es ist Georg, der dabei eine tragende Rolle spielt. Eine der Protagonistinnen denkt deshalb so:

 

„...Was hatte sie noch zu verlieren? Die Jugend war dahin, die Liebe zertrampelt, das Herz zerstückelt. Nur der Hass loderte noch so frisch, es wäre er erst gestern entzündet worden...“

 

Isabella schlittert haarscharf an einer Katastrophe vorbei, weil genau dieser Hass auf sie projiziert wird.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist vielschichtig und spannend.