Rezension

Abwechslungsreicher historischer Roman

Die Modeschöpferin von Manhattan -

Die Modeschöpferin von Manhattan
von Joan Weng

Bewertet mit 5 Sternen

„...Daisy stammte aus Savannah, tief im Süden. Wie froh war sie, von dort fortgekommen zu sein. Und wie froh war sie, dass heute Montag war...“

 

Klingt eigenartig, denn die meisten Menschen mögen den Montage nicht. Daisy aber war sich sicher, dass sie montags keinen Heiratsantrag von Alistair zu erwarten hatte.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Er spielt im August 1939 in New York. Im Mittelpunkt stehen Valentina Schlee, eine Modeschöpferin, und ihre Assistentin Daisy. Während Valentina wirklich gelebt hat, ist Daisy der Phantasie der Autorin entsprungen.

Der Schriftstil ist locker und leicht und zeigt stellenweise einen feinen Humor, vor allem bei den Gesprächen von Daisy mit ihrer Freundin. Außerdem gibt er das Lebensgefühl in New York dieser Zeit gut wieder. Die Personen werden bestens charakterisiert.

 

„...Valentina mochte dünn sein wie ein Streichholz und exzentrisch wie ein betrunkener Kolibri, in Modefragen machte ihr niemand etwas vor. Daisy hätte nicht sagen können, was es war, aber Valentina beherrschte den Zauber, aus jeder Frau eine Königin zu machen...“

 

Es ist nicht so, dass sich die Kundinnen Valentina aussuchen. Valentina bestimmt, wer in ihren Modesalon bedient wird. Daisy wiederum hat ein Gespür dafür, wann sie sich ins Kundengespräch einmischen soll und darf, weil es sonst unangenehm werden könnte.

Dabei hat Daisy auch gerade ein persönliches Problem. Ihre Eltern erwarten, dass sie sich demnächst mit Alistair verlobt, der ebenfalls aus Savannah kommt. Sie aber liebt Christopher, der gesellschaftlich als angehender Journalist nicht in das gehobene gutbürgerliche Leben des Südens passt. Andererseits mag Daisy ihren Job und will gar nicht in den Süden zurück. Doch Familienbande sind stark. Wie wird sie sich entscheiden?

Ab und an gibt es kurze Rückblicke in die Vergangenheit von Valentina. Es gab viele Brüche in ihrem Leben. Wie sieht die Öffentlichkeit Valentina?

 

„…Was für ein schönes Paar sie doch abgeben mussten. Er ein erfolgreicher Aktienmagnat, sie eine angesehene Modeschöpferin. Das war die neue Zeit, zwei im Scheinwerferlicht...“

 

Die Geschichte blickt hinter die Fassade. Und dort hat der schöne Schein manch dunkle Flecken.

Im Nachwort trennt die Autorin Fakten von Fiktion.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine interessante Persönlichkeit mit all ihren Stärken, aber auch Schwächen. Ich möchte meine Rezension mit einem Zitat beenden:

 

„..Es gibt keine hässlichen Frauen. Nur solche, die sich nicht mögen, und wie soll ein anderer etwas verehren, dass man selbst nicht leiden kann?...“