Rezension

Can-Lit auf dem Prüfstand

Survival - Margaret Atwood

Survival
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4 Sternen

Zugegeben, das Sachbuch "Survival" ist nicht nur alt, von 1972 (Neuauflagen 2004 und 2013), sondern auch sehr speziell, eben nur was für Hardcore-Fans. Aber ich bin nicht nur ein großer Bewunderer von Atwoods Romanen, mich interessiert auch was sie, die mir Kanada erst "sichtbar" gemacht hat, zu ihren Kollegen und Kolleginnen zu berichten hat.

In 12 Kapiteln nähert sich Atwood dem Wesen der Kanadischen Literatur, die im 20. Jahrhundert nicht wahrgenommen wurde. Als Nachbar der schillernden USA hatte es Kanada vermutlich auch nicht leicht, überhaupt als selbständige Nation in den Köpfen des "ausländischen" Lesepublikums Form anzunehmen. Selbst für mich ist der Begriff Amerika hauptsächlich mit den USA verbunden, Süd- und Mittelamerika ignorierend, die Kanadier in den gleichen US-Suppentopf geschmissen.

Diesem, zumindest von mir begangenen, Unrecht verschafft Atwood Rehabilitation. Sie zeigt auf, dass die Kanadische Literatur sich doch in wesentlichen Details von der "restamerikanischen" unterscheidet und ihren Kern im "Überleben - Survival" findet. Die Grundlagen liegen in der Geschichte und natürlich in den sehr besonderen Weiten des Landes, die einen starken Überlebenswillen forderten. Es ist viel von Opfern die Rede, von zufälligen Todesfällen, vom Heraufbeschwören der Geister und Totems des Landes. Das ist oftmals düster, entbehrt der Extravaganzen, ist aber keinesfalls nur was für Masochisten. Es ist eben der Grundton in den Geschichten, die ich dann hoffentlich demnächst identifizieren und zuordnen kann (denn die Namen der aufgeführten Beispielautoren sagten mir nicht viel). Atwood zeigt die Schleichwege in die kanadische Schriftstellerseele auf. Aufschlussreich, interessant, aber eben doch sehr speziell.