Sehr speziell

Survival
von Margaret Atwood

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch ist nicht einfach. Margaret Atwood hat es 1972 geschrieben und sagt, damals wäre allein der Gedanke, kanadische Literatur könnte einen Stellenwert haben, schon neu gewesen. Das Buch erregte aus dem Stand höchste Aufmerksamkeit.

Anhand von unendlich vielen Beispielen zeigt sie Merkmale auf, die typisch kanadisch sind und charakterisiert damit nicht nur deren Literatur, sondern auch ein Volk, das keine weit zurückreichende Tradition hat und sich seiner eigenen Identität nicht bewusst ist.

Durch messerscharfe Analyse und mit köstlichem Humor behauptet sie Dinge wie:

Kanadier sind pessimistisch und sehen sich gerne als Opfer.

Sie haben lieber Dramatik als ein Happyend.

Ihre Bücher drehen sich gerne ums Überleben.

Die Familie ist in der kanadischen Literatur eine Falle, in der man festsitzt.

Kanadische Romanhelden sterben gerne aus Versehen.

Das ist ganz sicher alles richtig, ich kann das nicht beurteilen, bin aber erschüttert von der Masse an Büchern, Essays und Gedichten, die Frau Atwood hier als Beispiele heranzieht. Diese Frau ist unfassbar belesen, klug und witzig noch dazu.

Leider bin ich wohl mit falschen Erwartungen an diese Lektüre herangegangen. Ich hatte mit einem unterhaltsamen historischen Abriss gerechnet, der vielleicht die Kultur Kanadas im Wandel der Zeiten beleuchtet und zeigt, wie sich das in der Literatur widerspiegelt. Dieses Buch geht viel mehr ins Detail, analysiert Feinheiten, vergleicht. Das ist wohl kein Sachbuch, sondern ein Fachbuch für Literaturwissenschaftler, überfordert schnöde Leser wie mich und erweist sich als äußerst zäh, auch wenn es ein humorvoll geschriebenes Fachbuch ist.

Mag sein, dass Literaturstudenten dieses Buch grandios finden. Ich bin dafür deutlich das falsche Publikum und froh, dass ich die Lektüre überlebt habe. Da bekommt „Survival“ doch eine ganz neue Bedeutung.