Rezension

Ich bekam leider keinen Zugang zu den Protagonisten

Words unspoken -

Words unspoken
von Kathinka Engel

Bewertet mit 3 Sternen

Der Lektor Bash ist schon lange fasziniert vom Streetpoeten Jethro, doch niemand weiß, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Als er sich wegen eines anderen Künstlers mit der Künstleragentin Camille trifft, hat diese jedoch ein Manuskript von Jethro dabei. Bash versucht alles, um Camille und Jethro davon zu überzeugen, ihm und seinem Verlag eine Chance zu geben. Gleichzeitig fühlt er sich mit jedem Treffen mehr zu Camille hingezogen. Doch er merkt auch, dass es einige Dinge gibt, die Camille vor ihm verbirgt. Gibt es für sie eine Chance?

 

 

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit dem Buch massive Probleme hatte. Einerseits mochte ich die Gedichte sehr gern – ich schreibe und veröffentliche selbst welche – und ich fand es toll, wie Jethros Kunst gehypt wurde. Das erinnerte mich ein wenig an Banksy.

Andererseits wurde ich aber mit den Protagonisten kein bisschen warm.

 

Bash hat iranische Wurzeln und hatte deswegen trotz seiner Adoption in eine typisch englische Familie immer das Gefühl ganz besonders „englisch“ sein zu müssen. Gerade nach 9/11 und dem darauffolgenden Krieg, immer wenn es irgendwo Anschläge gab, hatte er das Gefühl beweisen zu müssen, dass ER nicht zu „denen“ gehört. Dass er durch und durch Engländer ist. Bei Bedarf packt er sogar einen sehr breiten Akzent aus, um noch „englischer“ zu wirken.

 

Auch Camille zeigt der Welt nie ihr wahres Ich. Zu ihrer Verteidigung: sie weiß auch gar nicht, wer oder was oder wie ihr wahres Ich eigentlich ist. Sie wuchs mit einer Zwillingsschwester auf, mit der sie keinen Kontakt mehr hatte, seit „der Sache“, die Camille getan hatte. Camille hat nie eine eigene Identität entwickelt. Noch immer hat sie damit zu kämpfen.

 

 

Fazit: Ich fand es toll, welch wichtige Themen das Buch behandelte. Bash, der immer Angst hatte nicht „englisch“ genug zu sein, der sich nicht traute Risiken einzugehen oder einmal einen Fehler zu machen – nur weil er iranische Wurzeln hat. Diese permanente Angst, in der er lebt, für seine Wurzeln mit anderem Maß gemessen und eventuell deswegen verurteilt zu werden.

Und Camille, ein Zwilling, der nie gelernt hat, eine eigene Identität zu entwickeln.

 

Mir war das Buch leider zu vorhersehbar. Eine Sache wurde bis kurz vor Schluss geheim gehalten, obwohl ich das schon nach wenigen Seiten wusste. Zudem bekam ich keinen rechten Zugang zu den Protagonisten. Ich weiß nicht, ob das an mir lag, aber ich fand beide nicht wirklich greifbar.

 

Von mir bekommt das Buch ganz knappe 3 Sterne.