Rezension

Eine dramatische Liebesgeschichte in den 20er Jahren, die unter die Haut geht

Als wir Charleston tanzten - Isabella Benz

Als wir Charleston tanzten
von Isabella Benz

Bewertet mit 4 Sternen

Mary hat es nicht leicht, die Sorge um ihre Eltern und die Geldsorgen bieten ihre ganze Kraft auf.
Zuflucht findet sie im Tanzen, wo sie einfach sie selbst sein kann und sich fallen lassen kann.
Eines abends lernt sie dabei Richard kennen.
Mit seiner Art und seiner Leidenschaft hat er sie sofort umgehauen und sie weiß, sie muss ihn wiedersehen.
Doch dann wird ihre Mutter schwer krank.
Und Mary muss sich entscheiden...

Der Einstieg in diesen Roman gelang problemlos, man konnte sich sofort sehr gut in die Zeit hineinversetzen.
Wir befinden uns im Jahre 1924 in Berlin.
Die eigentliche Story spielt jedoch im Zeitraum von 1927-1929.
Mary ist eine sehr ausrucksstarke Persönlichkeit und hat ein sehr einnehmendes Wesen.
Sie wirkt anfangs noch etwas verletzlich und unsicher, aber mit der Zeit macht sie eine Entwicklung durch, die nicht zu verachten ist.
Meine Sympathie hatte sie vor allem am anfang.
Ihr Schicksal, daß uns hier geschildert wird, ist sehr bewegend.
Die Liebesgeschichte ist sehr präsent und dramatisch.
 Ich muss zugeben, Marys Art war mir nicht immer sympathisch. Mitunter zeigte sie einen Wesenzug, der mir nicht  gefallen hat.
Richard mochte ich hingegen anfangs gar nicht, doch im Laufe des Geschehens wurde er mir immer sympathischer.
In den Anfängen wirkt noch alles recht einfach, doch das soll es nicht bleiben.
Viele Entscheidungen müssen hier getroffen werden, die mehrere Leben beeinflussen.
Es werden Herzen gebrochen, Abgründe tun sich auf und es gilt die ein oder andere Tragödie zu verarbeiten.
Auf sehr eindrucksvolle Art und Weise zeigt uns die Autorin, auf was es im Leben ankommt und warum es so wichtig ist, Entscheidungen zu treffen.
Sie sind nicht nur für uns wichtig, sondern auch für andere.
Auch werden uns hier sehr gut die Klassenunterschiede aufgezeigt.
Geld verändert die Menschen und das merkt man hier sehr deutlich.
Aber auch mit Egoismus und Rivalität bekommen wir es hier zutun.
Schweres Leid macht sich bemerkbar, aber auch die innere Zerrissenheit und Qual ist hier sehr gut spürbar.
Am meisten hat mir jedoch gefallen, mit welcher Leidenschaft das Tanzen wiedergegeben wurde.
Es elektrisiert und bringt uns fast dazu, selbst zu tanzen.
Der Autorin gelingt es dabei ganz wunderbar, den Zauber des Augenblicks einzufangen und dies auf den Leser zu übertragen.
Die Liebesgeschichte wurde auch sehr gut dargestellt,dabei werden uns sehr viele Facetten davon aufgezeigt.
Liebe ist nicht immer einfach und das merkt man hier recht deutlich.
Marys Weg ist schmerzhaft und leidenschaftlich.
Man fiebert unglaublich mit ihr mit.
Nachdem wir hier einen Weg durch Höhen und Tiefen durchlaufen haben, gelangen wir schlussendlich zum Showdown.
Er gestaltete sich als recht explosiv und dramatisch.
Das Ende hat mir recht gut gefallen.
Obwohl dieses Buch doch recht bewegend gestaltet ist, blieb es doch relativ ruhig.
Zu ruhig finde ich fast.
Die Spannung ist dabei eher unterschwellig spürbar.
Ich hätte mir etwas mehr Nervenkitzel gewünscht, doch der kam erst relativ spät zum Einsatz.
Die Charaktere fand ich dagegen recht gut dargestellt, dennoch bei dem ein oder anderen wäre mehr Tiefe nicht schlecht gewesen.
Das hätte uns einfach noch mehr in dieses Buch hineingezogen.
So fühlte ich mich etwas als Beobachter.
Der Einblick in die Zeit von damals gelang jedoch gut und man konnte sich alles gut vorstellen.
Hierbei erfahren wir größtenteils die Perspektiven von Mary und Richard, was Ihnen natürlich mehr Tiefe verleiht. Dennoch konnte ich bei beiden manchmal die Handlungen nicht recht nachvollziehen.
Aber auch andere Sichtweisen bkommen wir hier geboten, je nach dem wer gerade im Zentrum des Geschehens liegt.
Der Schreibstil der Autorin ist fließend und sehr einnehmend.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und die einzelnen Kapitel haben eine normale Länge.
Obwohl mir dieses Buch gefallen hat, muss ich dennoch sagen, konnte es mich nicht ganz überzeugen.
Mir fehlte in den alltäglichen Situationen, einfach die Lebendigkeit und Tiefe.
Das Cover und auch der Titel passen gut zum Buch.

Fazit:
Eine dramatische Liebesgeschichte in den 20er Jahren, die unter die Haut geht.
Mich konnte es zwar nicht ganz überzeugen, dennoch kann ich es weiterempfehlen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen, weil es einfach noch kleinere Schwächen aufweist.