Rezension

‚Große Gefühle brauchen Brennstoff‘

Die Kunst, Champagner zu trinken - Amélie Nothomb

Die Kunst, Champagner zu trinken
von Amélie Nothomb

Dieses Zitat von Seite 108: ‚Große Gefühle brauchen Brennstoff‘ sowie ‚ Glück erfüllte meinen Mund.‘ (s. 24) zeugen davon, dass Amélie Nothombs Roman ‚Die Kunst, Champagner zu trinken‘ wirklich als zentralen Mittelpunkt der Handlung das Champagner-Trinken hat! Wobei keine Sorge, es ist ein sehr kultivierter Umgang mit dem prickelnden Getränk. In diesem schmalen Bändchen ist die Schriftstellerin die Protagonistin und welche Überraschung, es ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Amélie Nothomb ist auf der Suche nach einem Champagner-Saufkumpan bzw. einer Saufkumpanin und findet sie letztendlich in Pétronille. Dies ist eine erdachte Figur, die sich auch zu einer Schriftstellerin entwickelt in diesem Roman. Interessant zu wissen ist, dass es eine frühchristlich heilige Figur gab, die den gleichen Namen trug, die als jungfräuliche Märtyrerin in die Geschichte einging. Und genau hier liegt auch die stärke in dem banal wirkenden, etwas pubertär wirkenden Romans ums Trinken: Die Autorin schafft Bezüge, Zusammenhänge (zitiert beispielsweise Pessoa) und baut wunderbare Gedanken in den Text ein. Die Geschichte bleibt leicht, aber sehr gekonnt durch die eingebauten Tiefen. Dieser Abschnitt von Seite 53 zeigt ihren Unterhaltungswert: ‚Schlimmer konnte es nicht mehr kommen, dachte ich, auch wenn es Unglück bringt, so zu denken. Denn die Wirklichkeit hat eine Vorliebe dafür, den Menschen ihren Mangel an Phantasie vor Augen zu führen.‘
Mir hat die kurzweilige Lektüre sehr viel Freude bereitet. Wirklich sehr zu empfehlen. Für mich war es der erste Roman von Amélie Nothomb und ich muss nach diesem Werk nun auch ihre älteren Werke erkunden. So viel Bissigkeit mit ihrer französischen (sie ist wohlgemerkt Belgierin in Japan geboren) nonchalant, muss ich weiter erkunden!
PS: Wer die Lektüre beginnt, sollte eine Flasche Champagner in den Kühlschrank stellen. Unweigerlich steigt der Champagnerdurst während der Lektüre!