Rezension

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Ein Roman, der sich zu lesen lohnt!

Das Haus der verlorenen Kinder - Linda Winterberg

Das Haus der verlorenen Kinder
von Linda Winterberg

Bewertet mit 5 Sternen

Norwegen, 1941: In dem kriegsgebeutelten Land verlieben sich Lisbet und ihre Freundin Oda in die falschen Männer – in deutsche Soldaten. Ihre verbotene Liebe fordert einen hohen Preis, und die beiden jungen Frauen verlieren alles, was ihnen lieb ist. Ausgerechnet bei den deutschen Besatzern scheinen sie Hilfe zu finden, doch dann wird Lisbet von ihrer kleinen Tochter getrennt. Erst lange Zeit später findet sich ihre Spur – in Deutschland. Eine dramatische Geschichte um zwei junge Frauen in Norwegen im Zweiten Weltkrieg, deren Schicksal bis in die Gegenwart reicht

In dem Roman "Das Haus der verlorenen Kinder" geht es um die sogenannten Tykerbarna, Deutschenkinder. Das waren Kinder von norwegischen Frauen und deutschen Soldaten. Hier gab es die Organisation, der Lebensbornverein, die wie auch in Deutschland, das propagandierte Erbgut "verwalteten". Der Autorin begegneten während ihrer Recherche dramatische Schicksale, wie halt auch die um Lisbeth und Oda. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Zurückblickend im Prolog beginnt es 1942 in Norwegen. Lisbeth und Oda, zwei unzertrnentliche Freundinnen, hatten sich in deutsche Soldaten verliebt. Sehr schnell werden sie schwanger. Doch dann müssen beide Männer an die Ostfront. Zur damaligen Zeit war es eine Schande, wenn Frauen von deutschen Männern ein Kind erwarteten. Fortan leben beide in dem Haus des Lebensbornvereins. Kinder diesen Ursprungs galten als arisch rein und wer die Zeitgeschichte kennt, weiß was gemeint ist.
Deutschland 2005: Die junge Marie ist Vollwaise. Für ein soziales Jahr geht sie in ein Altenheim nahe Wiesbaden. Dort trifft sie u. a. auf Betty. Mit ihren über 80 Jahren ist diese noch sehr rüstig. Sie freunden sich an. Aber es gibt auch Zeiten, wo Betty in der Vergangenheit weilt. Aber drüber sprechen will sie nicht. Ein geheimnisvolles Päckchen mit einem Tagebuch, welches in norwegischer Sprache abgefasst war, führt Marie in das Heim. Sie ist auf der Suche nach ihren Wurzeln.

Das Thema "Deutschenkinder" als auch die Buchinfo haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Es gehört zu den dunklen Kapiteln aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Mir war das Thema zuvor unbekannt gewesen. Dass das bis in die Gegenwart aktuell ist, liegt sicher an der Tatsache, dass viele dieser Kinder immer noch nicht ihre wahre Identität feststellen konnten.
Auf die Handlung gehe ich nicht weiter ein. Die kurze Buchinfo ist aussagekräftig genug.

Die Geschichte von Oda und Lisbeth als auch Marie und Betty, hat mich gleich gefangen genommen, wa auch mit an dem flüssigen und sehr angenehmen Schreibstil der Autorin lag. Der Autorin ist es durch die wechselnde Erzählperspektive gelungen, die Geschichte nachhaltig zu erzählen. In diesem Buch wird wieder einmal sehr deutlich, welche Rolle die Frau in der damaligen Zeit spielte. Das hat mich sehr berührt.

"Gegen das Vergessen", in diese Kategorie möchte ich das Buch einordnen.
In ihrem Nachwort schreibt die Autorin über ihre Recherche. Man kann sich bei Interesse auf einer bekannten Plattform ausführlich informieren. Es ist hochinteressant, so viel sei schon verraten.

Zitat S. 485
"Die Stille, nur durchbrochen von den Rufen der Lachmöwen." Betty lächelte. "Keine Autos, keine Paketboten, niemand, der den Fernseher bis zum Anschlag aufdreht, kein Getratsche auf dem Flur. Absolute Ruhe, Friedlichkeit und der Geschmack von Salz und Luft. Wie sehr ich das vermisst habe."