Rezension

Ein Kann, aber kein Muss

Insomnia - Jilliane Hoffman

Insomnia
von Jilliane Hoffman

„Insomnia“ (lateinisch für „Schlaflosigkeit“) ist eine Erkrankung, bei der die anfänglichen Schlafstörungen allmählich begleitet werden durch Konzentrations-, Denk- und Gedächtnisstörungen, später auch Halluzinationen. Und nach und nach verwischen die Grenzen zwischen Realität und Einbildung, Wahn und Wirklichkeit. Passt auf den mörderischen Protagonisten  in Jilliane Hoffmans neuem Thriller „Insomnia“ (Originaltitel „The girl who cried monster“).
Ein Serienmörder geht um in Florida. Er entführt junge Mädchen, quält und ermordet sie. Aber eines seiner Opfer entkommt ihm. Mallory Knight kann sich befreien. Allerdings stellt sich im Verlauf ihrer Befragung schnell heraus, dass sie die Ermittler an der Nase herumgeführt hat. Ein Spießrutenlaufen für sie und ihre Familie beginnt. Ein paar Jahre später studiert Mallory Jura. Ein Ortswechsel, eine neue Identität. Und doch holt sie die Vergangenheit wieder ein. Von da an ist es mit ihrer Ruhe vorbei...

Wenn man nur an der Handlung entlang liest, ist „Insomnia“ durchaus spannend. Aber bei genauerem Hinschauen offenbaren sich die Schwächen dieses Thrillers. Die Autorin bewegt sich auf ausgetretenen Pfaden, und die „überraschenden Wendungen“ sind für jeden geübten Krimileser vorhersehbar. Auch die Nebenschauplätze generieren keine neuen Perspektiven, sondern zementieren lediglich bereits vorhandene Vermutungen. Dazu viel Füllmaterial, Drumherumgerede und zu wenig Sorgfalt bei der Charakterisierung des Personals, keine Sympathieträger, ergo keine Anteilnahme an deren Schicksal seitens des Lesers.

Dass Jilliane Hoffman nicht zimperlich in der Wahl ihrer Beschreibungen ist, wenn es um Gewaltdarstellungen geht, ist seit ihrem diversen Bestsellern bekannt. Wahrscheinlich schöpft die ehemalige Staatsanwältin (und juristische Beraterin bei diversen Spezialeinheiten der Polizei) aus dem breiten Repertoire ihrer früheren Fälle, wenn sie Material für einen neuen Thriller sammelt und verarbeitet (für mich übrigens die stärkste Szene dieses Buches: die Einführungsvorlesung an der juristischen Fakultät.)

Die Autorin schreibt routiniert den Mix aus Selbstmitleid, Bedauern, Psychoterror und Brutalität herunter, unterhaltsamer Popcorn-Thrill für die breite Leserschaft. Aber leider nichts Neues, nichts Überraschendes, Dutzendware, alles schon zigmal gelesen. Kann man lesen, muss man aber nicht.