Rezension

Ein Fest für Bibliophile

Büchermorde - Mordsbücher - Thomas Kniesche

Büchermorde - Mordsbücher
von Thomas Kniesche

Bewertet mit 4 Sternen

»Im Detektivroman muss es ganz einfach eine Leiche geben, und je toter sie ist, desto besser.«

Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Welt der Büchermorde. Hierbei handelt es sich nicht nur um Morde, die in Büchern geschehen, sondern auch um solche im Umfeld von Büchern, beispielsweise in Bibliotheken. Ebenfalls zählen zu den Büchermorden solche, die wegen eines Buchs verübt wurden oder bei denen das Buch selbst in irgendeiner Art zur tödlichen Waffe wurde.

 

Der Autor, ein in den USA lehrender Professor of German Studies und leidenschaftlicher Krimi-Leser, hat sich ausführlich mit dieser Thematik befasst. Der Leser kann sich auf seine Ergebnisse freuen, die in passende Kapitel unterteilt sind. Da heißt es zum Beispiel „Warum Bibliophile morden“, „Buchhändler sind die besten Detektive“, „Das Buch als Waffe“ oder „Bildung schützt vor Blutdurst nicht“. Die einzelnen Kapitel können unabhängig voneinander gelesen werden, bauen nicht aufeinander auf. Das hat den Vorteil, dass man sich immer mal zwischendurch eins gönnen kann ;-)

Ich habe einiges Neue erfahren, beginnend bei den verschiedenen Erscheinungsformen der Bibliomanie (ich hatte zuvor noch nie von „Bibliotaphen“ gehört) bis zu Berichten über Menschen, die für ein Buch bereit waren zu töten. Jede seiner Ausführungen begleitet der Autor mit reichlich Belegen, was beim Lesen eine Fülle von Literaturtipps nach sich zieht. Im Anhang werden alle besprochenen Bücher noch mal aufgeführt und außerdem gibt es Empfehlungen für weiterführende Sachliteratur zu den einzelnen Themenbereichen. Das Buch selber ist mit gerade mal 144 Seiten so umfangreich ja nicht, kann aber gut als Ausgangspunkt für eine weiterführende Recherche genutzt werden.

Kleiner Kritikpunkt von meiner Seite: Die vorgestellten Bücher werden manchmal so ausführlich besprochen, dass eine Lektüre eigentlich nicht mehr notwendig ist. Als Beispiel möchte ich hier „Die Akademiemorde“ aufführen. Alle wichtigen Handlungsstränge werden aufgezählt einschließlich der Auflösung – ich war froh, dass ich es bereits gelesen hatte. Auch zu „Der Name der Rose“ wird die Auflösung verraten, allerdings weist der Autor schon in der Einleitung darauf hin, dass er sich manchmal gezwungen sah, dies zu tun. Daher hier meine Empfehlung: Wer „Die Akademiemorde“ noch nicht kennt, meide das Kapitel 3. Und bei wem „Der Name der Rose“ noch auf der Leseliste steht, das Kapitel 4.

 

Fazit: Dieses Büchlein ist ein Fest für Bibliophile. An einigen Stellen sorgt nur der Sachbuchcharakter dafür, dass zu viel gespoilert wird.

 

»Am Ende schließt sich der Kreis, der eingeleitet wurde mit der Frage nach der Popularität von Büchermorden im Zeitalter des Büchertodes. Glaubt man … kann dieser Büchertod nie absolut sein, das Buch kann zwar durch andere Datenträger ergänzt und vielleicht auf weite Strecken ersetzt werden, es kann aber nicht mehr gänzlich aus unserem Leben verschwinden. Das Buch wird uns weiter faszinieren, es wird weiter – und jetzt erst recht – ein Objekt der Begierde sein, es wird weiter fatale Leidenschaften auslösen und weiter auf die verschiedensten rätselhaften Weisen in Mordgeschichten verwickelt sein.«