Rezension

Stimmt nachdenklich

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte - Peter Heller

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
von Peter Heller

Bewertet mit 4 Sternen

Dystopie ohne Effekthascherei

Das eigentliche Geschehen findet ca. 9 Jahre nach diesen umwälzenden Ereignissen statt, Haupthandlungsort ist ein verlassener Flughangar in Colorado, der von Big Hig und Bangley besetzt und nun aufs Schärfste verteidigt wird, denn der Hangar birgt kostbares Gut: Sprit für das Flugzeug, eine alte Cessna, mit der Big Hig Erkundungs- und Sicherungsflüge in einem engen Gebiet um den Hangar fliegt. Big Hig überwacht aus der Luft, Bangley verteidigt vor Ort mit seinem schier unerschöpflichen Waffenarsenal ihr Reich.

Im Verlauf des Buches, der eher einem Bericht als einem Roman gleicht, erfährt man noch einiges über Big Hig, seinen Hund Jasper und seinen Gefährten Bangley, einen Waffenfanatiker und Pragmaten. Big Hig trauert. Er betrauert den Tod seiner Frau, den er nur durch die Gespräche mit seinem treuen Hund meint, verkraften zu können. Als auch dieser Gefährte, Freund und Bruder stirbt, fällt er in ein Loch, wird rastlos und bricht mit seinem Flugzeug auf, um neues" zu entdecken ... er kann ja nicht mal mehr wie früher Forellen angeln, um sich zu beruhigen.

Heller hat einen ganz besonderen Schreibstil. In kurzen Absätzen, viele von ihnen sind sogar nur eine Zeile lang, gibt er eher spots, die jedoch sehr emotionsgeladen sind. Heller spricht durch seinen Protagonisten sehr deutlich aber auch nüchtern, selbst das Töten erscheint als ein notwendiger Prozess, beinahe gleichzusetzen wie das Wässern der Tomatenpflanzen. Auch ist es eher ein berichten als beschreiben, wenn er erzählt, dass der Hund mit gedörrtem Menschenfleisch gefüttert wird. Das ist eben das Leben ... jetzt, nach den Ereignissen.

Das Buch hebt sich wohltuend von anderen Dystopie-Büchern ab. Heller benötigt keinerlei Beschreibung von Massenpaniken oder Zerstörung. Wichtig sind hier vielmehr hilfreiche Berechnungen des Ladegewichts für Starts der Cessna. Er lässt den Leser in der fiktionalen Realität". Warum auch hätte Heller ein Buch mit vielen überzogenen Apokalypsen schreiben sollen, wenn er doch in der Lage ist, ein Buch über einen Mann, sein Leben und seine Wahrheit zu schreiben.

Gratulation auch an den Eichborn-Verlag, dem es gelungen ist, für dieses Buch eine passende Übersetzung zu erreichen. Das war sicherlich nicht einfach. Nur so konnte die Stimmung des Buches gesichert werden.