Rezension

Märchen bringen den Tod

Märchenblut - Nadja Roth

Märchenblut
von Nadja Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Eleonor "Elli" Werner, Hauptkommissarin bei der Mordkommission, hat gerade eine langjährige Beziehung beendet und ist froh, von Köln nach Ludwigshafen versetzt zu werden. Dort wird sie gleich in einen Mordfall verwickelt, der alle auf eine harte Probe stellt. Der Mörder inszeniert seine Morde regelrecht und präsentiert die Leichen in Positionen, die der Polizei Rätsel aufgeben. Außerdem hinterlässt er Zettel mit Märchenzitaten. Elli merkt schon bald, dass der Mörder ein Spiel spielt, in dessen Mittelpunkt sie sogar selbst stehen soll.

Krimis sind ja eigentlich nicht so mein Fall und wenn, dann muss mich der Klappentext überzeugen, damit ich danach greife. 
In diesem Fall zog mich der Part mit den Märchenzitaten. Und so wagte ich mich an eine mir bis dato unbekannte Autorin.

Ich gebe zu, dass ich im Mittelteil ein paar Längen verspürte und deswegen auch Mühe hatte, an der Geschichte dran zu bleiben. Doch hat die Autorin rechtzeitig die Kurve gekriegt und mich dann wieder packen können. 
Und darum bin ich auch froh, denn mit ihrer Protagonistin Elli Werner hat die Autorin eine Person geschaffen, die nicht den üblichen Klischees einer Frau oder gar einer Polizistin entspricht. Ein paar (viele) Pfunde zu viel auf den Rippen, eine gescheiterte Beziehung, ein Leben in Trümmern bedingt durch die schwere Trennung - dies führt dazu, dass sich Elli zeitweise in Selbstmitleid suhlt und so sich selbst und auch ihren Kollegen und Freunden das Leben sehr schwer macht. 
Doch bleibt ihr immer noch ihr Sarkasmus, den sie auch mal gerne auf sich selbst anwendet. 

Trotz oder gerade wegen der Misserfolge der letzten Zeit, setzt sie alle Kraft in den nun vorliegenden Mordfall und versucht durch ihr Engagement natürlich auch bei ihren Kollegen Sympathiepunkte zu erlangen. Mit ihrem neuen Kollegen und Partner Adam Flick, einem etwas chaotisch anmutenden Vater von zwei Wildfang-Mädchen, scheint sie eine gute Partie gemacht zu haben. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Elli ist für Adam ein Ruhepol und holt ihn auch mal runter, wenn er zu Hause mal wieder von seinen Töchtern an der Nase herumgeführt wird.

Und dann ist da noch Thomas Brunner, Ellis Chef... ein charmanter und sehr gutaussehender Mann, aus dem aber man teilweise jedoch nicht so ganz schlau wird.

Elli ist wirklich sehr sympathisch und hat einen scharfen Verstand, den sie gerne für die Ermittlungen einsetzt. Nur macht sie es sich selbst manchmal richtig schwer.

Die Morde, die passieren, sind teilweise nichts für schwache Nerven, wird in Zwischenszenen nämlich aus Sicht des Mörders die Geschichte erzählt. Und so ergeben sich sehr interessante Einblicke, denn man beginnt selbst zu rätseln und zu recherchieren und denkt sich alle möglichen Szenarien aus, die dann letzten Endes total über den Haufen geworfen werden. 
Man wartet gebannt darauf, was die Taten des Mörders bei der Polizei und genauer bei Elli auslösen bzw. welche Schlüsse gezogen werden. Hat die Polizei das Gleiche in der Tat gesehen, wie der Mörder hofft oder wird eine völlig falsche Spur verfolgt?

Man merkt, dass die Autorin sich sehr genau mit der Arbeit der Polizei auseinandergesetzt hat, denn die Beschreibung der Vorgehensweise ist sehr detailliert, aber nicht uninteressant oder aufdringlich. Im Gegenteil. Sie schafft es, dass z. B. die Befragung von Zeugen sehr spannend dargestellt wird und man so meint, man wäre mit im Befragungsraum oder bei den Zeugen zu Hause.

Auch wenn das Thema ein sehr Gewagtes ist und man sich gar nicht vorstellen will, ob so etwas in der Realität auch durchgezogen wurde, fühlt man sich trotzdem gut unterhalten.

Neben Elli fallen vor allem ihr Kollege Adam und der Chef Thomas Brunner auf.
Adam ist mit Leib und Seele Polizist und sprudelt teilweise sogar fast über vor Enthusiasmus. Dies aber auch, weil er wahrscheinlich seinen Beruf als Gegenpol zu seinem Familienleben sieht. Der Spagat zwischen Familie und Beruf wird von ihm sehr gut ausgeführt. Er scheint ein liebevoller Vater zu sein, der für seine Kinder alles tun würde. Trotzdem wirkt er manchmal heillos überfordert, wenn es um seine Familie geht.
Thomas Brunner dagegen ist ein Buch mit 7 Siegeln. Sein Verhalten wechselt von einem auf den anderen Moment von charismatisch zu nervig und lässt Elli mehr als einmal rat- sowie sprachlos zurück.
Und trotzdem hat er sehr sympathische Züge, was die "nervige Zeit" dann wieder etwas ausgleicht.

Die Geschichte ist außer den bereits oben erwähnten Mittelteillängen spannend und man rätselt wirklich bis zum Ende mit, wer denn der Mörder ist. Denn es wird zwar teilweise aus der Sicht des Mörders erzählt, doch tappt man trotzdem im Dunkeln, wer es denn sein könnte.

Fazit:
Trotz kurzer Längen spannend und gefährlich.