Rezension

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Die Hassliste - Jennifer Brown

Die Hassliste
von Jennifer Brown

Valerie und Nick sind Außenseiter an ihrer Schule und werden von ihren Mitschülern bei jeder sich bietenden Gelegenheit gemobbt. Um sich abzureagieren führen die beiden eine Hassliste.  Was für Valerie nur eine Art Spiel ist, ist für Nick jedoch ernst und eines Tages beginnt er in der Schul-Cafeteria eine Schießerei. Dabei tötet er 6 Menschen. Bei ihrem Versuch, die Schießerei zu beenden, wird Valerie selbst von einer Kugel getroffen. Nach der Tat ist sie jedoch für niemanden eine Heldin und muss nicht nur mit den Vorwürfen der anderen, sondern vor allem mit den eigenen Vorwürfen an sich selbst weiterleben.

Bereits nach wenigen Seiten wird man in Valeries Gedankenstrudel gezogen und dreht sich unweigerlich mit durch diesen Strudel. Zu Beginn der Geschichte sind zig Fragen offen, man möchte wissen warum, wieso und weshalb Nick und Valerie diese Liste geführt haben und warum Nick auf seine Mitschüler geschossen hat. Im Laufe der Geschichte werden viele dieser Fragen dann auch beantwortet, wobei einige Punkte nach wie vor offen bleiben. Nach dem lesen hat mich dies etwas gestört, inzwischen finde ich es jedoch passend, denn ich denke, dass man nach einer solchen Tat niemals alle Fragen beantworten kann.

Valerie und Nick mussten viel erdulden. Die Autorin stellt den Spott und das Mobbing, welchem die beiden ausgesetzt sind, aber auch ihre Probleme zu Hause mit den Eltern gut dar. Dadurch entsteht ein recht guter Gesamteindruck und man kann verstehen, wieso sie sich so entwickelt haben, wie sie es taten. Zu Beginn der Geschichte ist es mir schwer gefallen, nachzuvollziehen, was Valerie an Nick gefunden hat, denn mir war er einfach nur unsympathisch. Doch auch dies wird im Laufe der Geschichte von der Autorin gut dargestellt, so dass nachvollziehbar wird, was die beiden verbunden hat.

In „die Hassliste“ erzählt Jennifer Brown jedoch nicht nur, wie es zu dieser schrecklichen Tat kam, sondern sie erzählt auch, wie es ist, mit den Folgen einer solchen Tat leben zu müssen. Im Vordergrund steht hier natürlich Valerie und ihr steiniger Weg zurück ins Leben. Gut gefallen hat mir jedoch auch, dass die Autorin die anderen nicht vergisst. Und so erfährt man nicht nur, wie es Valerie  ergeht, sondern auch wie es den anderen Opfern ergeht. Und die Autorin zeigt, welch weite Kreise so eine Tat mit sich zieht, denn diese Tat verändert nicht nur das Leben der Opfer, sondern auch ihrer Angehörigen. Besonders deutlich wird dies auch an der Beziehung zwischen Valerie und ihrer Mutter. Stellenweise fand ich Valeries Mutter zwar nervig, insgesamt erscheint mir ihr Handeln jedoch recht authentisch.

Die Autorin erzählt die Geschichte dieses Amoklaufes sehr komplex und vielseitig und zieht verschiedene Aspekte mit in ihre Erzählung ein. An manchen Punkten hat sich die Geschichte für mich nicht schnell genug weiterentwickelt und ich hatte das Gefühl, beim Lesen auf der Stelle zu stehen. Diese Passagen fand ich sehr langatmig und ich habe überlegt, das Buch abzubrechen. Das habe ich jedoch nicht getan, und bin froh darüber, denn im letzten Viertel gewinnt die Erzählung wieder an Leben und liest sich fast von selbst.