Rezension

Machst du mich für alles verantwortlich?

Die Hassliste - Jennifer Brown

Die Hassliste
von Jennifer Brown

Bewertet mit 5 Sternen

Valerie und Nick sind ein Liebespaar. Bei ihm findet sie alles, was sie braucht. Beide sind Außenseiter und machen ihrer Wut über eine sogesagte Hassliste Luft. Dort kommt alles rauf, was sie nervt - und wenn es noch so bescheuert ist wie z. B. die Kopfbewegung mancher Menschen.
Doch irgendwann kippt die Stimmung und Nick startet einen Amoklauf und bringt mehrere Menschen um. Valerie versucht, dem Ganzen ein Ende zu bereiten und stellt sich vor ein Opfer, wobei sie auch sehr verletzt wird. Zum Schluss bringt sich ihr Freund selbst um...

In diesem Buch geht es darum, wie Valeries Leben nach dem Amoklauf weitergeht. Dennoch werden immer wieder Flashbacks an den Amoklauf eingefügt.
Valerie erwacht im Krankenhaus, eher gesagt in der Psychiatrie. Der Leser wird durch ihr ganzes Leben geleitet, also auch durch die Therapiesitzungen.
Dummerweise sieht sie niemand als Heldin, sondern eher als zweite Täterin. Keiner glaubt ihr, dass sie von dem Amoklauf gewusst hätte - auch ihre Eltern scheinen an ihr zu zweifeln. Und so erlebt der Leser hautnah mit, wie es ist, wieder in die Schule zu kommen und ausgegrenzt zu werden. Und zugleich die ganze Zeit der innere Konflikt, mit dem Valerie zu kämpfen hat: ist sie denn nun schuldig? Schließlich hätte sie es doch kommen sehen müssen...

Die Gefühle werden von der Autorin treffend wiedergespielt und sorgen dafür, dass man sich selbst intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Der Leser selbst bekommt einen Einblick in das Leben der Zurückgebliebenen, wodurch auch dieses Buch eine gewisse Moral hat: denn es zeigt, welche kleine Sachen einen Menschen provozieren und reizen können.
Man beginnt das Leben der Menschen näher zu hinterfragen und sich mit der Geschichte eines jeden Menschen auseinanderzusetzen.

Mich selbst hat dieses Buch zutiefst bewegt. Vor allem die Entwicklung von Valerie war beeindruckend und ihre Art, das Geschehen langsam aber sicher zu verarbeiten.
Das Buch ist realistisch geschrieben, weil es in ihrem Leben ständige Auf und Abs gibt. Man beginnt, in Valerie nicht die vermeintliche Täterin zu sehen, sondern das Opfer, das die komplette Kontrolle über die Situation verloren hat.

Das Buch richtet sich an jeden Menschen jeder Altersklasse. Es ist ein indirekter Warnschuss, den jeder sich zu Herzen nehmen sollte.
Denn jeder Mensch sollte seine Mitmenschen mit Respekt behandeln...