Rezension

Kinder an die Macht

Staat X - Carolin Wahl

Staat X
von Carolin Wahl

Bewertet mit 5 Sternen

Spannend und authentisch setzt sich Carolin Wahl mit politischen Systemen und Herrschaftsmechanismen auseinander und spricht in Staat X brandaktuelle gesellschaftliche Themen wie Wahlmanipulation, Pressefreiheit, Populismus und die MeToo-Debatte an. Eine Geschichte, die nicht nur als Warnung dient, sondern auch bestens unterhält. Ein Muss für alle Leser, die Die Welle nicht aus der Hand legen konnten! Zwei Jahre lang haben die Schüler auf Staat X, das große Schulprojekt, hingearbeitet. Jetzt werden die Türen geschlossen. Die Lehrer ziehen sich zurück. Wer bekommt die begehrten Posten in der Politik, in der Justiz und in der Wirtschaft? Adrian, Melina, Vincent und Lara freuen sich darauf, ihre Rollen einzunehmen, jeder von ihnen mit einer ganz eigenen Sicht auf Staat X. Doch schon bald beginnt es, hinter den Kulissen zu brodeln: Wer hat die wahre Macht über die Geschäfte und Unternehmen? Wer wagt es, die Grenzen zu überschreiten? Als einige Schüler merken, wie leicht die Kontrollinstanzen zu hintergehen sind, nimmt eine bedrohliche Kettenreaktion ihren Lauf ...

In einem Schulprojekt soll für 1 Woche die Schule zu einem Staat werden. Alle Schüler übernehmen verschiedene Aufgaben, wie auch in einem echten Staat. Es gibt keine Einmischung von außen. 3 Vertrauenslehrer sind als Beobachter dabei, haben dabei aber keine Befugnisse bzw. mischen sich nicht ein. Schon zu Beginn wird der Grundstein fürs Chaos gelegt.

Das Cover des Buches ist nicht nur passend, sondern auch ein echter Hingucker. Für mich eins der tollsten Cover des Jahres.

Der Schreibstil der Autorin ist brillant; die Protagonisten und Orte werden sehr bildlich beschrieben, die Spannung ist von der ersten Seite an auf sehr hohem Niveau.

Dazu wird die Story aus der Sicht von 4 Schülern abwechselnd erzählt, und alle sind nicht nur ganz unterschiedliche Charaktere, sondern haben auch jeder das eine oder andere kleine Geheimnis.

Dazu ist die Geschichte sehr realistisch gehalten. Natürlich wurde sie durch Experimente wie "Die Welle" inspiriert, genauso wie es eben auch das Projekt"Staat in Schule" gibt. Und dass solche Experimente oft schiefgehen, zeigten neben "Die Welle" natürlich auch das "Milgram-Experiment" und das "Stanford-Prison-Experiment". Und obwohl man sich vieles schon im Vorhinein denken kann, verliert das Buch nie an Spannung.

Was mir etwas unglaubwürdig vorkam, war, dass sich diese Geschichte in einer Woche abspielen kann. Dadurch wird das alles irgendwie zu rasant. Auf der anderen Seite kann so ein Projekt natürlich auch nicht länger dauern.

Auch das Ende des Buches gefiel mir sehr gut. Das Einzige was für mich fehlte, war der Hintergrund - die Vergangenheit - von Lara.

Die Altersempfehlung "ab 14 Jahren" erscheint mir passend.

Obwohl also Herbert Grönemeyer sich "Kindern an der Macht" wünscht, zeigt dieses Experiment, dass auch Kinder bzw. Teens nur Menschen sind und Macht eben eines der größten Bedürfnissen von vielen Menschen ist. Aber Gott sei Dank eben nicht von allen, wie auch dieses Buch zeigt.

Fazit: Wer "Die Welle" mag, wird auch dieses Buch lieben. 5 von 5 Sternen