Rezension

Nightmare Alley

Nightmare Alley - William Lindsay Gresham

Nightmare Alley
von William Lindsay Gresham

Bewertet mit 4 Sternen

Hier hat mich sofort das Cover angezogen, es wirkt so geheimnisvoll und ausdrucksstark. Man fragt sich, welches Gesicht versteckt sich hinter dem tief sitzenden Hut. Und es passt einfach super, denn in der Geschichte geht es auch um Sein und Schein, um Illusion und Realität.

Das Buch spielt in einer anderen Zeit, geschrieben wurde es 1946 und das merkt man auch. Das Rollenbild der Frau ist noch ein ganz anderes und allgemein das Lebensgefühl. Es gibt kein Internet und keine Smartphones, Informationen sind nicht nur einen klick entfernt. Und auch sieht die Unterhaltung noch anders aus, die Menschen gehen in (Wander-) Zirkusse um etwas zu erleben, neue und bizarre Dinge zu sehen. Dieser Ausflug in die Vergangenheit hat mir gefallen.

Stan ist unser Protagonist, es gibt auch noch einige interessante Nebencharaktere, doch fand ich ihn am interessantesten. Nicht sympathisch nein, aber ich wollte immer mehr über ihn erfahren. Er hat sich dem Jahrmarkt angeschlossen, möchte Freiheit, aber giert auch nach Erfolg und Ruhm. Der amerikanische Traum. Er verstrickt sich immer mehr in seinen Illusionen, doch ist es der Erfolg nicht wert?

Mir hat die Atmosphäre in dem Buch sehr gefallen. Alleine schon dieses Gefühl auf dem Jahrmarkt und zu der damaligen Zeit, es hatte etwas unterschwellig bedrückendes, aber auch faszinierendes. Als wäre alles möglich, das Scheitern aber nur einen Schritt entfernt. Auch war es interessant mitzuverfolgen, wie einfach die Menschen manipuliert werden konnten, wie sehr der Wunsch nach etwas größeren, einem Sinn im Leben und dem Wiedersehen geliebter Menschen, alle Vorsicht und gesunde Skepsis im Keim erstickte.Und natürlich fragt man sich dann auch, inwieweit hat sich dies in der heutigen Zeit geändert.

Leider konnte mich die Geschichte aber nicht durchgehend fesseln. Hin und wieder gab es Passagen, die ich als nicht so spannend bzw. zu nebensächlich empfand. Dafür hatte ich ein tolles Kopfkino und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Ich habe Stan in seiner eindrucksvollen Kleidung förmlich vor mir gesehen, wie er seine Tricks vollführt und das Publikum in staunen versetzt.

Fazit:
Eine tolle Atmosphäre, düster und bedrückend, man wartet nur darauf, dass etwas passiert.
Die Charaktere, allen voran Stan fand ich interessant.
Manchmal fehlte mir etwas die Spannung, besonders wenn von Nebensächlichkeiten erzählt wurde.
Dafür konnte ich mir alles sehr gut vorstellen und habe mich gefühlt, als würde ich auch im Publikum sitzen.