Rezension

Interessant, dunkel und mit Angst und Schmerz behaftet

Nightmare Alley - William Lindsay Gresham

Nightmare Alley
von William Lindsay Gresham

Bewertet mit 4 Sternen

Auf Nightmare Alley hab ich mich sehr gefreut. Das Cover hat mich sofort angezogen, woraufhin ich erstmal die Leseprobe gelesen habe. Diese traf ebenfalls meinen Geschmack und so begann ich.

Besonders gut hat mir das Buch ohne Schutzumschlag gefallen, ein richtig schönes grün, das mir richtig gut gefallen hat.
William Lindsay Gresham hat einen sehr fesselnden und einnehmenden Schreibstil, wodurch ich das Werk in einem Rutsch inhaliert habe. Ich fand es richtig schön zu lesen, denn es kamen fast keine Stolpersteine auf.
Die Atmosphäre empfand ich als sehr düster, aber auch etwas drückend.
Es hatte etwas qualvolles und berechnendes an sich.
Hierbei handelt es sich um die Geschichte von Stanton Carlisle. Das Ganze erfahren wir aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers. Was mir wirklich gut gefallen hat. Denn wir lernen nicht nur Stanton kennen.
Denn ehrlich gesagt mochte ich Stanton gar nicht. Ich kann nicht mal sagen, warum das so war. Er hatte etwas sehr berechnendes und kaltes an sich, das mir einfach nicht gefiel.
Stanton ist jemand, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Kollateralschäden sind quasi unvermeidbar. Und ebenso ist vorprogrammiert, das seine Gier ihn tief fallen lassen wird.
Denn ewig kann er mit seinen Betrügereien nicht durchkommen.
Am Anfang ist es der Jahrmarkt, bis er meint , er könne das auch allein. Das zieht ihn immer weiter in eine Abwärtsspirale , bei der er einiges durchmacht.
Der Erfolg ist mächtig. Zu mächtig.
So mächtig , das er meint unbesiegbar zu sein.
Doch es gibt mehr Menschen wie Stan und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem er an den Falschen gerät.
Neben Stan spielt auch Molly eine sehr wichtige und tragende Rolle. Molly hat mir unheimlich gut gefallen. Sie ist sehr sanft und verletzlich und man hat das Gefühl, die Welt des Jahrmarktes würde sie verschlingen.
Molly ist einfach zu gut, zu vorhersehbar.
Ihr Hintergrund hat mich nicht kalt gelassen, weswegen ich auch so mit ihr gelitten habe.
Zu gern hätte ich sie mal ordentlich durchgeschüttelt, damit sie mal die Scheuklappen abnimmt und die Wirklichkeit sieht.
Eine Frau die einfach besseres verdient hat.

Die Handlung hat mich sofort begeistert. Den Verlauf empfand ich als sehr interessant und faszinierend.
Manipulationen, Besessenheit und Hochgefühl.
Illusionen. Zauberei.
All das findet man hier und noch viel mehr.
Es hat mich erstaunt, wie weit Stan mit seinen Betrügereien kam. Man muss ihm jedoch zugute halten, das es sehr geschickt angestellt war. Dennoch war es erstaunlich für mich, wie leicht Menschen manipuliert werden können.
Triff sie an einer verletzlichen Stelle und zack, sie fressen dir aus der Hand.
Ich empfand das als sehr beängstigend und beklemmend.
Nichtsdestotrotz haftet dem Ganzes auch etwas trauriges , verlorenes und einsames an.
Denn alle sehen Stans Hülle.
Doch wer ist Stan wirklich?
Wahres Glück das er nie erfahren wird, weswegen er mir mitunter doch etwas leidtat.
Stan geht seinen Weg geradlinig ohne Rücksicht auf Verluste. Auch sein Hintergrund konnte ihn für mich nicht sympathisch machen.
Ein Werk das von Intrigen und Gaunereien lebt.
In der damaligen Zeit hat es funktioniert und für viel Aufsehen gesorgt. Heute wäre das kaum noch möglich.
Bis auf ein paar Längen ließ es sich wirklich gut lesen. Das Ende fand ich als sehr stimmig.
Der Autor baut zwar keine allzu großen Überraschungen ein, dennoch hat es mich mitgerissen und immer weiterlesen lassen.
Die Entwicklung ist deutlich spürbar und man kommt dabei zu seinen eigenen Schlüssen.
Emotional gesehen konnten mich Molly und Zeena mitreißen, bei Stan blieb es dagegen etwas auf der Strecke, was ich doch als sehr schade empfand.
Ich hätte mir da einfach mehr Zugang gewünscht, um ihn besser verstehen und verinnerlichen zu können.
Insgesamt sind die Charaktere jedoch sehr authentisch, greifbar und mit Ecken und Kanten versehen. Etwas das ihnen sehr viel Menschlichkeit verleiht. Leider empfand ich sie aber auch als etwas flach.
Ebenso hätte es gern temporeicher sein können. Es besticht weitgehend mit unterschwelliger Spannung.
Schlussendlich zwar ein interessanter und düsterer Roman, der mich jedoch nicht vollends überzeugen konnte.

 

Fazit:
Die Geschichte des Stanton Carlisle ist düster und unheilvoll.
Hochgefühl. Berechnung. Besessenheit.
Illusionen. Zauberei.
Eine Abwärtsspirale die sich immer weiter dreht.
Interessant, dunkel und mit Angst und Schmerz behaftet.
Mich konnte vor allem Molly begeistern.
Ein Werk das mich mitgerissen hat, aber auch kleine Schwachstellen hat.