Rezension

Hap und Leonard auf Schatzsuche

Wilder Winter - Joe R. Lansdale

Wilder Winter
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 3 Sternen

Joe R. Lansdales 1990 unter dem Titel “Savage Season“ veröffentlichter Kriminalroman um die ungleichen Freunde Hap und Leonard ist der Auftakt einer Serie. Hap Collins ist Kriegsdienstverweigerer und hat für seine Überzeugungen im Gefängnis gesessen. Leonard Pine ist ein farbiger homosexueller Vietnamveteran. Die beiden Freunde schlagen sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs durch - zuletzt auf den Rosenfeldern von Texas.

Eines Tages taucht Haps Ex-Frau Trudy auf, und Leonard warnt seinen Freund, denn Trudy bedeutet stets Ärger. Sie ist immer noch eine sehr schöne Frau, und es ist für sie leicht, Hap zu verführen und für ihre Zwecke einzuspannen. Sie verspricht ihm 200.ooo Dollar, wenn er erfolgreich bei der Suche nach der verschwundenen Millionenbeute aus einem Bankraub hilft. Trudys derzeitiger Partner Howard hat ebenfalls gesessen und von dem einzigen überlebenden Bankräuber von damals gehört, dass dieses Geld in einem gekenterten Boot auf dem Grund des Sabine River in Texas liegt. Es gibt nur wenige Anhaltspunkte, wo das sein könnte, aber Hap begibt sich mit dem widerstrebenden Leonard auf die Suche. Zu dem Team gehört noch der durch Brandnarben verunstaltete Paco und der dicke psychisch labile Chub. Die Auftraggeber der Aktion wollen mit dem Geld – entsprechend ihren Idealen aus den späten 60er Jahren – den revolutionären Kampf für eine bessere Welt finanzieren.

Hap und Leonard finden Boot und Geld, aber dann kommt alles anders als geplant. So viel Geld weckt ganz andere Begehrlichkeiten, und Verrat und Mord sind dabei nur ein Mittel zum Zweck. Der Roman liest sich gut und besticht vor allem durch die witzigen Dialoge der Freunde, aber auf die Gewaltorgie am Schluss hätte ich gern verzichtet. “Ein feiner dunkler Riss“ und “Dunkle Gewässer haben mir vor Jahren wesentlich besser gefallen. Positiv ist jedoch anzumerken, dass der Autor sich nicht auf eine simple Krimihandlung beschränkt, sondern viel vom Zeitgeist und den Idealen der 60er Jahre einfließen lässt und die wilde Schönheit seiner texanischen Heimat zum Ausdruck bringt.