Rezension

Experimentell

Das Girlfriend-Experiment - Catherine Lacey

Das Girlfriend-Experiment
von Catherine Lacey

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich hätte mir von einem Buch, das den Mut hat einen solchen neuen Blickwinkel zu wagen, auch einen mutigeren Abschluss der Geschichte erwartet.

Es kommt mir gleichermaßen uninspiriert, als auch treffend vor, dieses Buch als experimentell zu bezeichnen. Es ist auch nicht das Verkehrteste, wenn der Titel etwas verspricht, dass die Geschichte hinter dem Buchdeckel dann auch hält.

Das Buch widmet sich der Liebe. Allerdings nicht auf die schnulzige oder dramatische Art und Weise, wie es andere Bücher machen, sondern von einer wissenschaftliche Perspektive – die jedoch nicht weniger emotional ist. Es handelt, wenig überraschend, von einem Experiment: der berühmte Schauspieler und Regisseur Kurt Sky möchte ein Patentrezept fürs Verliebtsein finden und teilt jeden Aspekt einer Beziehung auf eine andere Frau auf. Er hat eine Alltags-Freundin, eine emotionale Freundin, eine bemutternde Freundin, eine Wut-Freundin und so weiter und so fort. Mit den verschiedenen, als seine Freundinnen angestellten Frauen, spielt er unterschiedliche Szenen einer Beziehung durch und lässt alles von einer Gruppe Wissenschaftler analysieren und auswerten. Das ist der offensichtliche Versuch die Liebe zu entschlüsseln. Unterschwellig, zwischen den Zeilen, geht die Erforschung allerdings weiter. Etwa die Hälfte des Buches beschreibt Erinnerungen der verschiedenen Personen.  Dabei geht es immer um Liebe: gescheiterte Beziehungen, die Ehe der Eltern, unerwiderte Liebe, Vergewaltigungen, Mutterliebe.

Und die Moral von der Geschichte? – schwer zu sagen. Ich verstehe nicht welche Erkenntnis aus dem Beziehungsexperiment gezogen werden soll, aus der Summe der Erinnerungen oder aus der Rahmenhandlung, die um die Protagonistin, die emotionale Freundin, herum aufgebaut wird, am Ende aber zu einem mir unverständlichem Ende kommt. Schwer zu verstehen wird die Erzählung zu dem noch durch einen Schreibstil, der immer wieder grammatikalisch falsche Sätze bildet und zwei Gedanken ineinanderfließen lässt.

Vielleicht ist es auch das, was die Autorin zum Schluss sagen will: Die Liebe ist ein Mysterium, dass sich nicht enträtseln oder manipulieren lässt. Es spiegelt das Problem der Buchidee wider: man kann sich nicht emotionslos einer Emotion nähern. Trotzdem hätte ich mir von einem Buch, das den Mut hat einen solchen neuen Blickwinkel zu wagen, auch einen mutigeren Abschluss der Geschichte erwartet.