Rezension

Abtreibung – ja oder nein?

Der Funke des Lebens - Jodi Picoult

Der Funke des Lebens
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Die Frauenklinik in Jackson/Mississippi ist an diesem Morgen gut besucht, als ein fanatischer Abtreibungsgegner das Wartezimmer der Klinik stürmt, wild um sich schießt und die anwesenden Frauen samt Personal als Geiseln nimmt. Die örtliche Polizei schaltet Hugh McElroy ein, der bereits Erfahrung mit Geiselnahmen hat, um mit dem Täter zu verhandeln. Was McElroy aber noch nicht weiß ist, dass sich auch seine 15jährige Tochter Wren und seine Schwester Bex unter den Geiseln befinden. Nachdem er es erfährt sollte er, laut Dienstvorschrift, den Fall einem Kollegen übergeben. Doch Hugh bemüht sich umso mehr darum, mit dem Geiselnehmer, einem verzweifelten Vater, dessen Tochter kürzlich abgetrieben hatte, zu verhandeln …    

Jodi Picoult ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, die 1967 auf Long Island / New York geboren wurde. 1987 machte sie an der Priceton University ihren Abschluss in Creative Writing und erwarb danach an der Harvard University den Master in Pädagogik. Sie schrieb über 25 Romane, von denen einige auf der Bestsellerliste der New York Times landeten. 2003 erhielt Jodi Picoult den „New England Bookseller Award“ in der Sparte Belletristik und 2011 gewann sie den „LovelyBooks Leserpreis“ in der Kategorie Hörbuch.

Abtreibung, Demonstration, Rassenkonflikt, Waffenbesitz, Amoklauf und Geiselnahme sind die hervorstechenden Themen dieses Buches, dessen Handlung sich auf einen Tag, unterbrochen von einigen Rückblenden, beschränkt. Zu Anfang ist es schwierig in die Geschichte hinein zu finden, denn das Geschehen an diesem Tag wird zwar chronologisch, aber im nächsten Kapitel immer um eine Stunde zurückversetzt, erzählt. Doch nach einiger Zeit lichtet sich das Dunkel und man möchte als Leser nur noch wissen, wie es dazu gekommen ist, was den Attentäter dazu getrieben hat und wie die Geiselnahme letztendlich ausgeht – was man natürlich erst ganz zum Schluss erfährt.

Schonungslos offen, in einer angenehm einfühlsamen Schreibweise, packt die Autorin das heikle Thema Abtreibung an und lässt durch die einzelnen Figuren Befürworter und Gegner zu Wort kommen. Die Geiseln in der Gewalt des Attentäters sind sehr unterschiedlich, genau so unterschiedlich wie deren Motivationen, die man als Leser nach und nach erfährt. Dabei gelingt es großartig, die einzelnen Standpunkte nachzuvollziehen und sich in die Rolle sowohl des Attentäters, als auch der Opfer, hineinzuversetzen. Wie kann es z. B. sein, dass es mit immensen Schwierigkeiten verbunden ist, eine Abtreibung vorzunehmen, man aber problemlos eine Waffe kaufen kann, um Menschen zu töten?

Der Spannungsbogen ist durchweg hoch, was auch auf die verschiedenen Sichtweisen und Standorte der Protagonisten zurückzuführen ist. Der Arzt, eine Krankenschwester, die 15jährige Wren und ihre Tante Bex, eine Abtreibungsgegnerin, eine ältere Dame, eine frisch Operierte und einige andere Patienten sowie der Mann mit der Schusswaffe, die zufällig in der Klinik aufeinander treffen – Polizei, Sanitäter und andere Hilfskräfte draußen - alle haben naturgemäß eine andere Einstellung und Motivation zum selben Thema. Als Leser ist man hin und her gerissen und … sehr nachdenklich gestimmt!

Fazit: Ein Buch mit brisanten Themen, hervorragendem Schreibstil und ungewöhnlicher Erzählweise - das ich sehr gerne weiter empfehle!