Rezension

Die Einsamkeit in der Familie

Vaters Wort und Mutters Liebe - Nina Wähä

Vaters Wort und Mutters Liebe
von Nina Wähä

Bewertet mit 4 Sternen

Im finnischen Tornedal lebt die Familie Toimi. Vater Pentti und Mutter Siri haben zwölf lebende Kinder, von denen einige den Hof bereits verlassen haben. Während die sanftmütige Mutter ihre Kinder liebt und die Familie irgendwie zusammenhält, ist der Vater despotisch und angsteinflößend. Das Weihnachtsfest bringt die Familie wieder zusammen, auch wenn sie mit zwiespältigen Gefühlen anreisen. Einerseits freut man sich darauf, die Mutter und die Geschwister wiederzusehen, andererseits ist da das Unbehagen und die Angst vor dem Vater. Dann geschieht etwas, das den Geschwistern bewusst macht, dass es so nicht weitergehen kann.

Der Schreibstil dieses Buches ist etwas ungewöhnlich, denn so nach und nach werden alle Personen ausführlich dargestellt. Jeder der Personen bekommt ein eigenes Kapitel und so erfährt man, wie jeder die Familie betrachtet, wem er nahesteht und seine Sicht auf das Geschehen. Auch wird der Leser zwischendurch auch mal persönlich angesprochen.

Ich habe etwas länger gebraucht, um dieses Buch zu lesen. Zum einen waren da die fremden Namen, an die ich mich erst gewöhnen musste (Das Lesezeichen war dabei hilfreich) und dann hat mir die Brutalität manchmal zu schaffen gemacht. Die ganze Zeit verspürte ich eine unheilvolle und düstere Atmosphäre.

Die Charaktere waren zwar ausführlich und individuell beschrieben, aber nahe gekommen ist mir niemand. Dass es zwischen den Kindern teilweise eine etwas distanzierte Beziehung gibt, ist bei so vielen Kindern vielleicht nicht ungewöhnlich, aber es liegen ja auch so viele Jahre zwischen dem ältesten und dem jüngsten Kind. Siri liebt ihre Kinder, aber ihre Liebe fällt sehr ungleichmäßig aus. Am innigsten fühlt sie kurz nach der Geburt eines Kindes, aber dann kommt ja auch schon bald das nächste. Pentti scheint keine Gefühle für jemanden zu hegen, er erwartet, dass alle funktionieren und ihren Teil der Arbeit übernehmen. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn die Kinder aus dem Hause streben, und doch zieht es sie auch immer wieder zurück.

Es ist eine Geschichte voller Probleme und Traumata, also bestimmt keine behagliche Geschichte und dennoch will man weiterlesen.

Ein außergewöhnlicher Roman - düster, bedrückend, aber lesenswert.