Rezension

Ein spannender Psycho-Horror-Thriller

Epiphanie -

Epiphanie
von Nicole Siemer

Inhalt: Eddie Quinn sitzt im Gefängnis. Er soll mehrere Morde begangen haben. An die Taten kann er sich nicht erinnern. Er ist davon überzeugt, dass der „Unheimliche Mann“, ein Schemen mit Hut, der Eddie des Öfteren erscheint, die Morde begangen hat. Der Psychiater Phillip Meiners wird hinzugezogen und soll klären, inwiefern Quinn schuldig/schuldfähig ist. Doch plötzlich erscheint der „Unheimliche Mann“ auch Meiners.

Persönliche Meinung: Die Ausgangslage von „Epiphanie“ erinnert an „Das Schweigen der Lämmer“: Meiners besucht den potenziell psychisch erkrankten Quinn, um etwas über das Leben Quinns zu erfahren. Dementsprechend setzt sich „Epiphanie“ aus zwei Handlungssträngen zusammen: Der erste Handlungstrang, der aus der Perspektive Meiners (dritte Person) geschrieben ist, behandelt einerseits die Gefängnisbesuche, andererseits das - nicht unkomplizierte - Privatleben Meiners. Der zweite Strang ist aus der Ich-Perspektive Quinns verfasst. Hier erzählt Quinn seine Lebensgeschichte ab dem Moment, in dem der „Unheimliche Mann“ in sein Leben trat. Spannend ist dabei, dass lange Zeit unklar ist, was es mit dem „Unheimlichen Mann“ auf sich hat. Ist er nur ein Hirngespinst Quinns? Existiert der Mann tatsächlich? Warum ist er überhaupt da? Wieso sieht Meiners ihn auch? Diese rätselhaften Ereignisse werden mit einer analytischen Erzählweise schrittweise rekonstruiert, sodass man des Rätsels Lösung immer etwas näherkommt. Klarheit wird erst in den letzten Kapiteln geschaffen, wobei ich die Auflösung überraschend und stimmig fand. Durch die Form der Ich-Erzählung bei Quinns Bericht werden zudem sein Seelenleben und seine Gefühle deutlich. Interessant ist ebenfalls, dass – neben Quinn – auch Meiners eine dunkle Seite besitzt, deren Ursprung – ebenso wie bei Quinn – erst zum Ende hin offenbart wird. Die Grenze zwischen „Gut“ und „Böse“ verschwimmt dadurch und gerade zu Beginn fragt man sich öfter, wer von den beiden Protagonisten die größeren psychischen Probleme hat bzw. ob Meiners sie nur besser verstecken kann. Insgesamt ist „Epiphanie“ ein spannender, flüssig zu lesender Roman, der zwischen Horror und Thriller changiert.