Rezension

Philosophisch und langatmig

Der Schlaf und der Tod - A. J. Kazinski

Der Schlaf und der Tod
von A. J. Kazinski

"Der Schlaf und der Tod" ist nach "Die Auserwählten" die zweite Gemeinschaftsproduktion der beiden dänischen Autoren Anders Ronnow Klarlund und Jacob Weinreich.
Auf einer Eisenbahnbrücke steht mitten in der Nacht Dicte van Hauen, Primaballerina des Königlichen Ballets, sie ist unbekleidet und will sich in die Tiefe stürzen. Kommissar Niels Bentzon, ausgebildet für solche Krisensitationen, wird zur Unterstützung der Kollegen vor Ort angefordert, kann aber den Selbstmord der jungen Frau nicht verhindern. Was hat sie bloß in diese ausweglose Situation getrieben?

Die nachfolgenden Untersuchungen des Leichnams ergeben, dass die Tote Wasser in den Lungen hat und im Blut sind diverse Drogen zu finden, aber das ist noch nicht alles - auf ihrem Brustkorb sieht man Male, wie sie nur ein Defibrillator verursacht. Bentzon bezweifelt den Selbstmord und nimmt die Ermittlungen auf.

Leben, Tod, die Zwischenwelt" und das Jenseits, das sind die Themen, die diesen Thriller bestimmen. Und fast jede Person, die in irgendeiner Weise an diesem Fall beteiligt ist, hat ihre ureigensten Erfahrungen damit gemacht. Ob das nun eine Tote ist, die mittels Wiederbelebung zurück ins Leben geholt wurde, oder ein Ehemann, der den gewaltsamen Tod seiner Frau nicht verkraften kann, weil deren Mörder nicht entlarvt wurde - sie alle sind Grenzgänger.

Was geschieht mit uns nach dem Tod? Gibt es so etwas wie eine Seele tatsächlich? Wenn ja, wohin verschwindet diese? Und kann ein Nahtoter, nachdem er ins Leben zurückgeholt wird, Auskünfte über die andere Seite" geben?
Diese Fragen bestimmen den Großteil der Handlung, und die dazugehörigen Ausführungen sind eher im philosophischen, denn im Thrillerbereich anzusiedeln. Und dennoch bleiben Ethik und Moral außen vor, denn jeder verfolgt mit Besessenheit seine eigenen Ziele und ist dafür auch bereit, über Leichen zu gehen.

"Der Schlaf und der Tod" firmiert zwar als Thriller, aber diese Zuordnung ist meiner Meinung nach problematisch - für mich ist es eher ein Drama in Romanform. Zwar gibt es einen aufzuklärenden Mord, aber selbst die Suche nach dem Täter wird immer wieder von den philosophischen Nahtod-Betrachtungen überlagert.