Rezension

Komplexes Sachbuch

Verloren im Cyberspace -

Verloren im Cyberspace
von Joachim Köhler

Bewertet mit 4 Sternen

Auf anschauliche und eindringliche Art und Weise beschreibt der Autor in 30 umfangreichen Kapiteln mit passenden Überschriften und einem zusammenfassenden Zitat jedes einzelne Kapitel, welches sich rund um die Gefahren, Möglichkeiten und dunklen Abgründe, die sich dahinter verbergen, dreht. Ein zentrales Thema, welches immer wieder aufgeführt wird, ist die Entfremdung des Menschen von sich selbst und dem was einen Menschen menschlich macht hin zu einem "Cybermenschen", der eher wie eine Maschine denkt und vor allem handelt. Dazu führt er eine Reihe von Argumenten an, die seine Thesen stützen, auch wenn hier und da klare Belege fehlen und einige Aussagen eher wie persönliche Vermutungen/Beobachtungen wirken, die unterschiedlich interpretiert werden können.

Besonders aufschlussreich und erschreckend finde ich die massive Sammlung von Daten durch die Unternehmen des Silicon Valley und welch große, ungebrochene Macht diese besitzen. Zwar war mir durchaus bekannt, dass unablässig Informationen gesammelt werden, dass dies allerdings in so großem Stil gemacht wird, war mir nicht bewusst. Wenn man danach ginge, dürfte man ja keine Technik, die einen Zugang zum Internet hat, mehr benutzen, da nicht klar ist wer welche Daten wie sammelt und verwahrt. Nach diesem Kapitel hatte ich schon ein mulmiges Gefühl beim Arbeiten oder einfachem Surfen im Internet.

Insgesamt schildert der Autor die Cyberwelt auf eine recht negative Art und Weise und betrachtet alles was die Cyberwelt in einem schlechten Licht. In einigen Punkten stimme ich im widerspruchslos zu, andere fand ich etwas überzogen und übertrieben dargestellt. Nach einigen Schilderungen des Autors könnte man meinen, dass jeder, der häufig internetfähige Geräte verwendet, ein Internetsüchtiger ist, der ohne nicht lebensfähig wäre. Dem widerspreche ich vehement. Technik kann und wird durchaus mit Augenmaß verwendet, auch wenn es stimmen mag, dass viele Menschen durch die Cyberwelt und damit verbundene Programme, Apps etc. konditioniert werden und beispielsweise sehnsüchtig darauf warten ein Like für einen Post zu bekommen oder gleich zum Handy greifen, wenn dieses klingelt. Ich schätze hier spielt eher die Gewöhnung und das ständige Verwenden dieser Geräte eine große Rolle. Ein leben ohne wäre durchaus möglich. Es kommt wie so oft auf die Einstellung und Haltung, sowie den gemäßigten Konsum an. Damit schließt der Autor seine ausführliche Darlegung zur Cyberwelt auch ab und die eher negative Stimmung, die durch die Kapitel transportiert wird, lockert sich gegen Ende und trifft bei mir auf Zustimmung.

 

Fazit: Ein durchaus interessantes und lesenswertes Sachbuch, welches mich überzeugen und mir viele neue Inhalte vermitteln konnte. Inhaltlich und sprachlich durchaus anspruchsvoll geschrieben, aber dennoch sehr unterhaltsam.