Rezension

Fernweh pur!

Our Souls at Midnight (Seoul Dreams 1) -

Our Souls at Midnight (Seoul Dreams 1)
von Janine Ukena

es war 02:22 uhr, als ich »our souls at midnight« beendet habe. ich war übermüdet und konnte keinen einzigen klaren gedanken fassen. jetzt, vierzehn stunden später, kann ich es immer noch nicht. ich wünschte, ich könnte die perfekten worte für aria und min-ho finden, denn nur das verdienen sie und auch janine, doch ich glaube manchmal müssen worte nicht perfekt, sondern einfach nur ehrlich sein.

 

in osam fliegen wir gemeinsam mit aria nach südkorea. wir flüchten nach seoul in der hoffnung auf einen neuanfang. in der hoffnung auf hoffnung. und wir erleben mit aria dort direkt den ersten rückschlag – fallen, doch wir stehen auf. mit hilfe von min-ho. »min-ho for the rescue«, hab ich janine in einer von etlichen nachrichten geschrieben und es ist wirklich so. gemeinsam mit min-ho lernt aria sich selbst kennen, geht über ihre grenzen hinaus und verliert ihr herz zwischen kleinen kindern, den bunten lichtern seouls und kirschblütenbäumen. es ist unglaublich einfach aria zu verstehen, denn ich glaube wir sind alle ein bisschen wie sie – in trauer um das, was wir mal waren, was wir hätten haben können und wer wir sein könnten, hätten wir den mut dazu. doch wir können froh sein, wie aria zu sein, denn sie ist auch verdammt stark und mutig genug, um herauszufinden, wer sie sein könnte. um zu sein, wer sie sein möchte. und sie ist klug genug, um zu wissen, dass sie dort niemals allein durch muss. 

ihr könnt erst nachvollziehen, wie sehr mein herz für min-ho geweint hat, wenn ihr osam gelesen habt. min-ho ist wundervoll. wunderschön von innen und außen. doch sein innen ist auch verbogen. ein bisschen kreuz und quer. mein herz blutet noch immer von dem stacheldraht, das manchmal um seine worte gewickelt war. rund um seine mitternachtswahrheiten auf die kurzschlussumarmungen gefolgt sind. aber min-ho ist nicht nur traurig. er ist einfühlsam und talentiert. lustig und einsam inmitten tausender menschen. dankbar, auch wenn er denkt, dass das in dem chaos, das er birgt, untergeht. tut es nicht. man spürt es immer wieder. 

 

ich bin fasziniert davon, wie janine worte aneinanderreiht. weil alles so viel sinn macht. weil alles so, so nah beim herzen ist. es ist unglaublich, wie sie in diese leichtigkeit zwischen aria und min-ho, gleichzeitig schwere gebracht hat. wie man immer wieder wusste, dass das nur die ruhe vor dem sturm sein kann. mit »our souls at midnight« ist es, als stecke man in einer seifenblase. sie sind leicht und schön und herzheilend, aber letztlich sind sie auch nur ein opfer der schwerkraft. sie fallen. sie zerplatzen. bis wieder neue gepustet werden. 

genauso wenig werde ich jemals verstehen, wie man ein setting so unglaublich rüberbringen kann, dass man allein deshalb weinen muss. nun gut, vielleicht bin ich in der hinsicht voreingenommen, denn ich bin seit jahren in korea verliebt. mein korea-fernweh war immer unendlich. jetzt ist es unendlich plus »our souls at midnight«. doch selbst ohne große faszination für korea, wäre man nach osam endgültig verfallen. janine bringt die kultur so unglaublich leichthändig rüber, dass ich mich einfach nur frage »wie???«. aber nicht nur die kultur, sondern auch seoul an sich. himmel, ja, seoul. teilweise habe ich geglaubt selbst auf riesige, futuristische bildschirme zu schauen und in kleinen gemütlichen cafès zu sitzen und koreanisch zu lernen. hab geglaubt das ganze essen zu probieren. dann hab ich realisiert, dass ich ganz und gar nicht in seoul bin, sondern die stadt immer noch auf der anderen seite der welt liegt, mit acht stunden zeitverschiebung und dann ist mein korea-fernweh einfach unaufhaltsam immer weiter in die höhe geschossen.

genauso hoch gewachsen ist auch meine liebe für janine’s worte. ich wünschte ich könnte euch zeigen wie viel ich markiert hab, aber damit müssen wir wohl warten, bis die printausgabe erschienen ist und ich die geschichte nochmal gelesen habe. im mai ist es so weit – (können wir bitte märz und april überspringen?) und vielleicht habe ich bis mai auch endlich meine tränen getrocknet, die während dem lesen geflossen sind, nur um sie dann gleich wieder zu vergießen.