Rezension

Absurd, schräg und lesenswert

Sommerfrauen, Winterfrauen - Chris Kraus

Sommerfrauen, Winterfrauen
von Chris Kraus

Bewertet mit 5 Sternen

„Sommerfrauen, Winterfrauen“ ist ein ziemlich skurriler Roman von Chris Kraus, den er in Tagebuchform in drei Kladden verfasst hat.

Das Buch beginnt mit dem Vorwort der Tochter des Protagonisten Jonas, der er seine Erlebnisse in New York  nach seinem plötzlichen Tod bei einer Bergwanderung hinterlassen hat. Er schreibt über seine Zeit als Regiestudent in New York und seine Aufgabe ist es einen Film für Lila von Dornbusch über Sex im rauen, radikalen New York zu drehen. Allerdings tritt der Film recht schnell in den Hintergrund und im Vordergrund steht Jonas Familiengeschichte. Abgesehen von Tante Paula – dem Kindermädchen seines Vaters - sind alle Charaktere ziemlich durchgedreht, keiner ist normal, sie haben alle ihre Eigenheiten, sind aber trotzdem – zumindest größtenteils – irgendwie sympathisch.

Die oftmals recht kräftige Ausdrucksweise von Jonas fand ich ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber auch irgendwie passend und stimmig.

Die Sprache und der Wortwitz von Chris Kraus sind brillant. Er jongliert mit den Wörtern und unterstreicht damit seine absurde Geschichte. Überhaupt fasziniert es mich wie der Autor es wirklich durchgehend geschafft hat, Tragisches und Humorvolles in einer irgendwie ziemlich skurrilen Handlung zu verbinden ohne dass ich das Gefühl bekommen hatte, dass alles an den Haaren herbeigezogen ist. Stattdessen habe ich mich einfach gut unterhalten gefühlt.

Der Roman besteht aus unterschiedlichen Strängen und ich war sehr gespannt, wie es dem Autor gelingen wird, diese zusammenzuführen. Aber auch dies hat erfolgreich geschafft, was dazu beigetragen hat, dass ich das Buch immer gerne weitergelesen habe.

Mir hat das Buch insgesamt ausgesprochen gut gefallen. Es war ein spannender Ausflug nach New York 1996, spannend und skurril, eine Geschichte fernab vom Alltäglichen, das sich allein wegen des Schreibstils zu lesen lohnt.