Rezension

Aktueller den je - Politiksumpf

Stille Machtergreifung - Hans-Henning Scharsach

Stille Machtergreifung
von Hans-Henning Scharsach

Bewertet mit 5 Sternen

Der Autor Hans-Henning Scharsach ist wegen seiner FPÖ-kritischen Sachbücher bekannt. 

In diesem Buch widmet er sich nicht einer einzelnen Person wie bei „Strache – im braunen Sumpf“ sondern den Mitgliedern einer Einrichtung, die im Laufe der Geschichte eine Wandlung durchlaufen hat - nämlich den „Burschenschaften“.

Ein kleiner historischer Diskurs:

Diese Studentenverbindungen sind ursprünglich in Deutschlands, Österreichs und Schweizer Universitäten entstanden und der Zusammenschluss der „Bursenbewohner“. Die „Burse“ von lat. „bursarius“ ist im Mittelater die Wohngemeinschaft der Studenten in einer Universitätsstadt. Daher wird der Begriff Burschenschaft im 18. und 19. Jh. häufig mit der „Studentenschaft“ gleichgesetzt. 
Sogar nach der Gründung der „Urburschenschaft“ 1815 nach dem Ende der Napoleonischen Kriege bzw. dem „Wartburgfest“ 1817 sind noch immer alle Studenten gemeint.

Erst dem Bestreben die Deutschen Lande zu einem „Großdeutschland“ zu formieren, erfahren die Burschenschafter ihre politische Bedeutung. Diese „Deutschnationalen“ Ziele haben die meisten, im Gegensatz zu anderen Studentenverbindungen, bis heute nicht verloren. 

Doch zurück zu „Stille Machtergreifung“. 

Rund um den Parteiobmann der FPÖ Heinz-Christian Strache sammeln sich jede Menge Burschenschafter, meist aus Schlagenden Verbindungen. Die wenigen Parteifunktionäre, die einer solchen Vereinigung nicht angehören, weil sie etwa Frauen sind, werden stillschweigend entfernt. Die zwei, drei Frauen in der FPÖ oder deren Abspaltungen, die sichtbar sind, sind ebenfalls Mitglied einer Mädelschaft.

Der Autor zeigt auf, wie eng verflochten die einzelnen Mitglieder mit dem rechten Gedankengut sind. 
Scharsach analysiert penibel die Methoden, mit denen die, oft mit der derzeitigen Regierung unzufriedenen, Bevölkerung eingelullt und manipuliert wird. Mit fremdenfeindlichen Parolen wird den Menschen in Österreich ein Szenario suggeriert, das so nicht existiert. Da wird auch munter jede Statistik gefälscht.

Die meisten Menschen sind der Propaganda der Blauen hilflos ausgesetzt, da sie weder die Zeit noch den Willen haben, sich damit auseinander zu setzen. Selbst Gebildete gehen diesen Menschenfängern auf den Leim. Es heißt ja, wenn eine Falschmeldung oft genug wiederholt wird, kann man sie sogar (als In-Verkehr-Bringer) selbst glauben, aber wahrer wird sie dadurch nicht.

Dies wird im Kapitel „Die Taktik des Populismus“ deutlich.

Vor dem Szenario „Was droht unter einer FPÖ-Regierung“ erinnere ich an die schwarz-blaue Regierung (1999- 2003 und 2003-2007). Die Machenschaften zahlreicher Mitglieder dieser Regierung beschäftigen nach wie vor die Österreichischen Gerichte. 

Meine Meinung:

An manchen Stellen schimmert die persönliche Meinung des Autors ein wenig zu stark in den Vordergrund durch. Hier wäre ein wenig mehr Sachlichkeit wünschenswert gewesen.

Interessant und aufschlussreich ist die persönliche Geschichte über die Wahlentscheidung von Scharsachs Großmutter.

Wer sich mit den Mechanismen der politischen Propaganda beschäftigen möchte, dem sei das Buch von Dr. Alexandra Bleyer 
„Propaganda als Machtinstrument. Fakten, Fakes und Strategien – eine Gebrauchsanleitung“ empfohlen.

Fazit:

„Stille Machtergreifung“ ist ein Buch, das unbedingt gelesen werden sollte.