Rezension

Alle Plattitüden Frankreichs und ein Hund

Brennende Cevennen - Anne Chaplet

Brennende Cevennen
von Anne Chaplet

Bewertet mit 1 Sternen

Ab und an habe ich Lust auf Kriminalistisches, gerne ohne die üblichen Ermittler. Genau das verspricht dieses Buch und hält es auch. Das muss man ihm zugutehalten. 

Ein großer Aufreger ist es allerdings nicht, obwohl Dramatisches passiert. Plötzlich brennt es am Rande des beschaulichen Dorfes in den Cevennen mit dem sprechenden Namen Belleville, mehrfach. Es kommen Menschen ums Leben und, was fast noch schlimmer ist, Hunde. 
Der Dorfpolizist ermittelt nach Kräften. Ist ein Brandstifter am Werk? Tori Godon reicht das nicht. Auf eigene Faust fragt sie sich durch die Nachbarschaft und gerät dabei selbst in Gefahr. Zum Glück ist immer July bei ihr, eine Seele von Pitbull-Terrier, treu und herzensgut trotz trauriger Vergangenheit. 

Ja, in Belleville ist die Welt in Ordnung, wenn es nicht gerade brennt. Da kennt man sich, reicht Baguette und Oliven und der Wein fließt in Strömen. Die Bewohner sind alle dem Schöngeistigen zugewandt, der Schäfer studiert Philosophie, der Metzger verschlingt Bücher, man trifft sich in der Bibliothek und diskutiert die Geschichte des Ortes zurück bis in die Steinzeit. Eigentlich fehlt ein Musiker, habe ich den überlesen?
Auch Hunde sind wichtig im Gemeinschaftsgefüge. Wer auf sich hält, hat einen Hund, einen treuen Gefährten, schön. 
In Bellville ist es so beschaulich französisch, dass man kaum dazu kommt, sich zu gruseln, wenn Dramen passieren. Natürlich ist man besorgt und bestürzt, bespricht das Geschehen, ist aber schnell wieder dabei, Historisches zu referieren oder die Vergangenheit von Mensch und Tier zu beleuchten. 

Am Ende fragt man sich, was man da eigentlich gelesen hat. Ein echter Kriminalfall war es nicht, eine echte Auflösung gibt es auch nicht. Es war vielleicht 5 Seiten lang ein klein wenig spannend, als Tori in eine brenzlige Situation gerät, aus der sie, ich sage es nicht, ihr wisst es schon, rettet. 
Man bekommt viel Vorzeigefrankreich das wirkt, wie frisch aus dem Reiseführer, was manch einen freuen mag. Ich fand es im besten Fall komisch. Dazu gibt es ein wenig Rätselhaftes und eine halbgare Liebesgeschichte. 
Mich hat dieses Buch erst verwundert und dann sehr gelangweilt.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 01. September 2018 um 17:37

Aber die Überschrift "Alle Plattitüden Frankreichs und ein Hund" zieht einen magisch an wie Wespen vom Kuchen angezogen werden. Ah, Belleville. Ich möchte auch Baguette, Petit fours und Oliven. Die Fanzis haben ein Land, von dem Götter träumen....