Rezension

Alles neu denken

Der Junge und die Kakerlake -

Der Junge und die Kakerlake
von Matthew Maxwell

Bewertet mit 5 Sternen

Der Junge sieht eine Kakerlake und ekelt sich sehr - er hat gelernt, dass dieses Getier verabscheuungswürdig ist. Doch plötzlich beginnt er zu reflektieren - vielleicht ist nicht die Kakerlake falsch, sondern das, was er glaubt über sie zu wissen. Und er beginnt zu erkennen, dass es sich lohnt, über festgefahrene Glaubenssätze nachzudenken.

"Der Junge und die Kakerlake. Ein Buch für alle, die frei sind und es noch nicht wissen" ist ein sehr spezielles Buch und sicher nicht für jeden und jede geeignet. Es ist für Menschen, die bereit sind, über ihren eigenen Horizont nachzudenken und ihren Blickwinkel zu ändern. Der Junge, der in Wahrheit ein Erwachsener ist, ist geprägt von seinen Erfahrungen und glaubt fest daran, dass alles so ist, wie es ist. Bis er diese besondere Begegnung mit der Kakerlake hat, die ihm vor Augen hält, wie sehr Vorprägungen unser Tun beeinflussen. In kurzen Kapiteln, welche durch eindrucksvolle Illustrationen von Allie Daigle begleitet werden, durchlaufen die Leser:innen alle Ängste und Sorgen, die sich im Laufe des Lebens in dem Jungen (und im Endeffekt in vielen Menschen) angesammelt haben. Zum Ende jedes Kapitels reflektiert der Junge, weshalb er über eine Sache so denkt wie er denkt, erinnert sich an das Bild der Kakerlake und kommt zu dem Schluss, dass es sich lohnt, die Situation neu zu bewerten. Etwas gebetsmühlenartig wiederholt sich die Rekapitulation immer und immer wieder, was für manche Leser:innen etwas mühsam sein könnte, für mich war es aber schön, weil es mir einprägsam vor Augen hält, dass man sich immer an das Positive erinnern sollte, damit man schließlich aus dem vorgeprägten, oft negativen Gedankenkonstrukten entkommen kann. Besonders gut hat mir am Schluss gefallen, wie der Autor Matthew Maxwell in einem Nachwort erklärt, was ihm ein Ansporn für das Verfassen dieses Büchlein gab - es sei so viel verraten, dass er es seinen Kindern und Kindeskindern widmet. 

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, welche Zielgruppe der Autor im Kopf hatte - ich finde es ist wichtig, eine gewisse Offenheit und eine Reflektionsgabe mitzubringen, um das Buch verstehen zu können. Wahrscheinlich hatte der Autor auch depressive Menschen im Kopf und es ist ganz klar, dass das Büchlein nur ein kleiner Anstoß sein kann, um aus negativen Gedankenspiralen zu entfliehen. Doch es ist ein guter und sympathischer Versuch, den Teufelskreis der schlechten Gedanken ein wenig zu unterbrechen.