Rezension

Amour fou

Roman d’amour -

Roman d’amour
von Sylvie Schenk

Die Protagonistin Charlotte Moir hat einen Roman geschrieben, der ebenfalls "Roman d´amour" heißt. In diesem Roman schreibt sie über eine Affäre, die sie vor vielen Jahren selbst mit einem verheirateten Mann hatte. Für diesen Roman soll sie den Kaskade-Preis erhalten und wird vor der Preisverleihung von der Journalistin Frau Sittich interviewt. Sie stellt jedoch übergriffige Fragen, damit Charlotte gesteht, dass sie das Geschriebene selbst erlebt hat. Charlotte fällt es immer schwerer, die Distanz zu der Handlung ihres Romans aufrechtzuerhalten. In diesem Buch geht es um die Moral, die Liebe und ihre Facetten.

Meinung:

Es gibt drei Ebenen in diesem Roman, von denen zwei so fließend ineinander übergehen, dass ich sie kaum auseinanderhalten konnte. Diese Ebenen sind zum einen die Erinnerungen von Charlotte zu ihrer eigenen Affäre mit dem verheirateten Ludo, der seine Ehefrau Marlies betrogen hat und die Romanebene mit der Protagonistin Klara, mit der sich Charlotte identifizieren kann, ihrer Affäre Lew, dessen Frau Marie heißt. Die ähnlichen Namen führen ebenfalls dazu, dass man diese zwei Ebenen öfters vertauscht. Diese gelungenen fließenden Übergänge sprechen für die Autorin. Sie beeinträchtigen das Verständnis zwar nicht erheblich, aber am Ende des Romans hat mich meine Verwirrung doch ein wenig gestört. Sie greift hiermit das Wesen der Autofiktion auf, dass Wahrheit und Fiktion sich vermischen und untrennbar werden.

Die dritte Ebene war im Nachhinein für mich die spannendste. Diese ist das Interview, bzw. das Gespräch zwischen der Journalistin und Charlotte. Die Fragen, die die Journalistin stellt, sind interessant und die Reaktionen von Charlotte auf diese und die Reaktionen von der Journalistin auf die Antworten von Charlotte habe ich gerne verfolgt. Das Ende ist überraschend, nur hatte ich leider das Pech, dass ich recht am Anfang des Romans diesen Ausgang der Geschichte schon im Sinn hatte. Das hat unter anderem daran gelegen, dass ich einige Hinweise im Roman sehr auffällig fand.

Ich mochte das Philosophieren der beiden Frauen über die Liebe, die französische Sprache. Es gab viele schöne Sätze, die mir gefallen haben. Der Schreibstil verleiht dem Roman ein gewisses französisches Flair, was erfrischend ist.

"Manchmal sind Worte Laternen, sie beleuchten das Gesicht des Sprechenden."

"Sobald man liebt, wird der Rest der Welt zur Bühnendekoration, die Menschen zu Komparsen. Die Passion entzaubert die Welt, entleert sie quasi, wenn nur noch der Geliebte wahrgenommen wird."

Die Liebe zwischen Ludo und Charlotte bzw. zwischen Klara und Lew konnte mich allerdings nicht berühren und die Beschreibung der Affäre fand ich sehr langatmig. Ich konnte dem nicht viel abgewinnen, sodass es eher ein kurzweiliger Roman ist. Ich konnte keine Nähe zu den Figuren aufbauen. Die Entwicklung von Frau Sittich und Charlotte jedoch war spannend.

Fazit:

Die einzelnen philosophischen Aussagen und die Konstruktion des Romans haben mir sehr gut gefallen. Die Verwirrung und Langatmigkeit an zu vielen Stellen hingegen haben meine Begeisterung abgemildert. Der Roman war für mich ein kurzweiliges, interessantes, aber nicht nachhallendes Leseerlebnis.