Rezension

Anfänglich stark, dann schwierig, später wenig fesselnd

In den Augen meiner Mutter -

In den Augen meiner Mutter
von Jo Leevers

In den Augen meiner Mutter von Jo Leevers (Droemer Verlag)

Georgie ist merkwürdig gleichmütig, hin und wieder tätschelt sie ihren Bauch und nippt an einem Kakao, der so süß ist, dass ihr die Zähne davon wehtun. Sie hat sich fünfzehn Minuten lang für dieses Getränk angestellt also will sie jeden Schluck genießen. Es ist unerwartet tröstlich zuz beobachten, in was für ein Durcheinander das Leben aller anderen gerade ist: Es gibt ihr das Gefühl, nicht so allein zu sein. S.44

Georgie steht kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes. Sie stößt in den sozialen Medien auf ein Foto, welches ihre Mutter Nancy zeigt. Diese hat die Familie verlassen, als Georgie und ihr Bruder Schulkinder waren.

Die Tochter begibt sich auf eine überstürzte Suche nach Nancy zusammen mit ihrem Bruder, den sie mit ins Boot bzw. Auto holt. Während dieser Fahrt treten unausgesprochene Sachen ans Tageslicht. Verschwiegenes und Ungereimtheiten verschärfen die familiäre Situation.

Der Roman erzählt abwechseld aus der Perspektive von Georgie und ihrer Mutter Nancy. Mit jedem Kapitel kommt man den beiden Frauen ein Stück weit näher und taucht in die Vergangenheit der Familie ein. Wobei mir Nancy authentischer und greifbarer erscheint als ihre Tochter. Georgie wirkt auf mich naiv und daher wenig sympathisch. Weitere tragische Rollen in der Geschichte spielen Dan, Georgies Bruder, Frank der Vater und ein gewisser Gerry Mac, dessen Rolle erst später offensichtlich wird, sowie der Freund von Georgie, der (leider) eine nebensächliche Rolle spielt.

Die Autorin hinterfragt die Rolle der Frau innerhalb der Familie und Gesellschaft sowie konkret das Muttersein mit allen äußeren Erwartungen.

Fazit: Ich verlasse die Lektüre sehr zwiespältig. Einerseits finden sich sehr gute Ansätze, das Thema ist äußerst interessant und ein starker Einstieg verlocken zum Weiterlesen. Doch im Laufe der Geschichte flacht der Spannungsbogen ab, Zufälle und letztendlich nicht ausreichend beleuchte Situationen und Personen hinterlassen einen faden Beigeschmack. Ein deprimierendes Buch mit lichtem Hoffnungsschimmer am Ende.