Rezension

Anton und Zofia auf Spurensuche

Am Ende zu viel -

Am Ende zu viel
von Kathrin Heinrichs

Bewertet mit 5 Sternen

Anton Wieneke steht kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag und befindet sich gerade in einer depressiven Phase - gesundheitlich steht es nicht zum Besten, er empfindet das Leben nur noch als beschwerlich und glaubt, jedem in seinem Umfeld zur Last zu fallen.

Für seine aus Polen stammende Pflegerin Zofia eine schwierige Zeit. Es ist nicht einfach, Anton aufzumuntern, dabei möchte die Mittdreißigerin doch, dass jeder Tag für Herrn Anton ein fröhlicher Tag ist.

Der Besuch des Bestatters Reinold „Nolli“ Weitmann verspricht ein wenig Abwechslung. Nolli braucht Antons Rat. Der Bestatter soll die Leiche des angeblich an einem Herzinfarkt verstorbenen Bankers Markus Hammecke zurechtmachen und glaubt, Hinweise auf ein Fremdverschulden entdeckt zu haben. Anton informiert seinen Sohn Thomas, der bei der Mordkommission Dortmund arbeitet. Es stellt sich heraus, dass Nollis Zweifel berechtigt waren: Hammecke wurde ermordet! Während Thomas in das offizielle Ermittlerteam berufen wird, lassen es sich Anton und Zofia nicht nehmen, ihrerseits auf Spurensuche zu gehen…

„Am Ende zu viel“ heißt es für fast jeden in diesem Krimi. Opfer, Täter, Ermittler - jeder von ihnen stößt auf die eine oder andere Art an seine Belastungsgrenze. Überlastung im Alltag - dieses doch ernste Thema hat Kathrin Heinrichs mit einer guten Portion Spannung und feinsinnigen Humor verknüpft und lässt den dritten Band rund um ihr ungleiches Ermittlertrio damit zu einem äußerst unterhaltsamen Krimi werden.

Kathrin Heinrichs erzählt die Geschichte sehr schwungvoll. Die lebhafte Handlung ist von Anfang bis Ende bestens durchdacht und kommt ohne übertriebene Action aus. Dafür gibt es viele spannende Verstrickungen - das Leben des Opfers war äußerst konfliktreich, so dass irgendwie jeder aus Markus Hammeckes Familien- und Bekanntenkreis der Mörder sein könnte.

Anton und Zofia sind zwei Hobbyermittler, denen man gerne folgt. Anton ist höflich und zuvorkommend und Zofia, die mit ihrer holperigen deutschen Grammatik besonders authentisch daherkommt, ist eine Seele von Mensch. Zwei liebenswerte Charaktere, die durch den Umgang miteinander auf eine sehr charmante Art unterhaltsam sind. Die beiden nutzen für die Spurensuche ihre persönlichen Vorteile - Zofia ist umsichtig und besticht durch eine gute Kombinationsgabe und Anton kann mit seiner guten Ortskenntnis und einem großen Bekanntenkreis punkten. Sie stellen Fragen, gehen Hinweisen nach, nutzen den Klatsch und Tratsch aus ihrem Umfeld (vor allem an den angesagten örtlichen Hotspots: Bushaltestelle und Frittenbude) und beobachten, spekulieren und kombinieren.

Die dörfliche Atmosphäre in der kleinen sauerländischen Gemeinde ist Kathrin Heinrichs hervorragend gelungen - jeder kennt hier jeden, doch eigentlich weiß niemand so richtig, was seinen Nachbarn bewegt, beschäftigt oder belastet. Dass hier vieles unter den Teppich gekehrt wird, mancher nicht so ganz bei der Wahrheit bleibt oder die Dinge nur halb erzählt, bremst die polizeilichen Ermittlungen erheblich aus. Irgendwann platzt Thomas der Kragen. Danach bekommt er die Informationen, die er braucht und kann schließlich - dank einiger wertvoller Hinweise von Seiten der Amateurdetektive - den Täter dingfest machen.

„Am Ende zu viel“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, dessen Figuren und Handlung wie aus dem Leben gegriffen wirken. Wer amüsante Krimis mit originellen Figuren und spannenden Verstrickungen mag, kommt hier voll auf seine Kosten.