Rezension

Apokalypse now

Totes Land - Ausnahmezustand - M. H. Steinmetz

Totes Land - Ausnahmezustand
von M. H. Steinmetz

Bewertet mit 2 Sternen

Seit Jahr und Tag schon beteiligt sich Markus an LARPs. Als er dieses Mal kurz vor Weihnachten an einem teilnimmt, in dem es in den Kampf gegen Zombies geht, ahnt er nichts Schlimmes. Doch plötzlich wird aus dem Spiel Ernst - tödlicher Ernst. Eine Krankheit ähnlich der Grippe geht durch das Land, eine Krankheit, die die Leute erst schwächt, dann aggressiv macht, dann tötet. Doch mit dem Tod beginnt es erst - die Toten stehen wieder auf und töten die (noch) Lebenden. Echte Zombies sind los! Markus und seine beste Freundin Sabine machen sich sofort auf den Weg in ihre jeweiligen Heimatstädte, werden unterwegs getrennt.
Für Markus entwickelt sich der Weg nach Hause zu seiner geliebten (HAHA! Sorry, konnte ich mir nicht verkneifen) Frau zu einem Horror-Roadtrip. Immer in Begleitung anderer Frauen kämpft er sich nach Süden, durch ein von Zombies beherrschtes Deutschland. Das Grauen folgt ihm auf dem Fuße und unzählige Male entkommt er dem sicher geglaubten Tod nur knapp. Wie konnte eine Krankheit so schnell eskalieren? Oder handelt es sich womöglich nicht um eine Krankheit, sondern etwas Schlimmeres? Die Welt geht vor die Hunde ... Verzeihung, die Zombies natürlich. Welche allerdings schlimmer stinken als ein Hund aus dem Maul.

Ich hatte mich auf das Buch gefreut. Zombies? Endzeit? Und dann noch in Deutschland, mal nicht mit irgendwelchen heldenhaften Amis, die - wie es sich für heldenhafte Amis gehört -, heldenhaft die Welt retten? Bin dabei. Leider hielt sich meine Begeisterung nur über die ersten paar Seiten. Der kurze Plottwist - der Einstieg in eine Kampfszene entpuppt sich als LARP -, war gut gewählt und auch, dass sich Markus samt Begleiterin absetzt, verständlich. Doch spätestens, als die beiden getrennt werden, gibt's den ersten Hänger in der Geschichte. Dann wiederholt sich im Prinzip alles, nur mit unterschiedlichen Begleitern. Die Geschichte wird langgezogen und hätte ohne Gewichtsverlust locker auf 100 Seiten verzichten können.  Die Dialoge wirken dabei hölzern, gestelzt und dermaßen unecht, dass ich manchmal meine Schultern bis zu den Ohren hochgezogen habe. Die Ereignisse werden von Mal zu unglaubwürdiger (und nein, damit meine ich nicht die Zombieinvasion, immerhin habe ich mich bewusst auf ein Zombiebuch beworben).

Markus erzählt alle paar Seiten, wie sehr er seine Frau liebt und wie wichtig es für ihn ist, zu ihr zu gelangen - ach, ja, und dann knallt er kurze Zeit später ständig eine seiner temporären Begleiterinnen, weil sie sich ja nähergekommen sind. Coole Erklärung. Überhaupt: Hat wirklich jemand im tiefsten Winter Bock auf Sex mit einem Partner, der genau wie man selbst seit Wochen nicht dazu gekommen ist, sich gescheit zu waschen oder die Klamotten zu wechseln? Brr. Für mich eher ein Grund zum Abgewöhnen.

Und mir ist auch klar, dass in so einer Situation nicht jeder logisch handelt. Andererseits gewöhnt man sich doch ganz fix daran, dass man ständig auf der Hut ist und lieber dreimal vorsichtig ist als einmal das Nachsehen hat? Nicht so Markus und Begleiterin. Da wird sich in einem Einkaufszentrum erst mal mit Wein abgefüllt, bis man vor lauter Suff erst korpuliert, dann abklappt. Aha. Da kommt wohl das Motto "Hunde, wollt ihr ewig leben?" zum Tragen. Ergänzt wird das Ganze durch ein Bad in der eiskalten Elbe, das problemlos und ohne gesundheitlichen Folgen für einen Asthmakranken überlebt wird, das Aufsuchen von Freunden in Frankfurt (aus welchem Grund eigentlich? Man wusste ja nicht einmal, ob da noch irgendwer lebt, wozu also dieses völlig unnötige Risiko?), das mindestens vierwöchige Halten des Asthmasprays unter Dauereinsatz und noch so den ein oder anderen Bock, der da geschossen wurde. Das Cover ist geil, das Buch liegt gut in der Hand, über das Lektorat breite ich lieber den Schleier des Vergessens aus, das schont die Nerven.

Fazit: 1 Punkt für Zombies in Deutschland, 1 Punkt für die Grundidee, der Rest ist Schweigen.