Rezension

Arm und Reich im Krieg *****

Der Schatten eines Sommers -

Der Schatten eines Sommers
von Margit Steinborn

Bewertet mit 5 Sternen

Der Erste Weltkrieg wirft seine Schatten voraus, der unbeschwerte Sommer, den Isa und Henning genossen haben, geht über in eine gnadenlose Realität, in der junge Männer an die Front müssen und Isa vor einer Entscheidung steht: wem soll sie ihr Wort geben: Henning, der standesmäßig weit über ihr steht oder Viktor, ihrem treuen Freund aus Kindertagen?

Voller Wärme und Herzlichkeit erzählt Margit Steinborn auch die Fortsetzung dieses Zweiteilers. Bekannte Figuren werden in ihren Charakterzügen noch vertieft, so manch einen Menschen lernt der Leser aus einem anderen Blickwinkel kennen. Die Zeiten werden anders, aber keineswegs leichter. Aus der Wittmannschen Lokomotivfabrik wird eine Produktionsstätte für allerlei Kriegsgerät, Frauen verlieren ihre Männer an irgendwelche Kompanien und müssen sich allein um das Auskommen für sich und ihre Kinder kümmern, die Kluft zwischen Arm und Reich ist auch im Krieg nicht kleiner geworden.

Abwechslungsreiche Schauplätze im Armenviertel, in der Industrie und im Kriegsgeschehen lassen dieses Buch kurzweilig und spannend werden, emotionale und bewegende Szenen führen den Leser in eine Achterbahn der Gefühle. Man bangt mit Isa um jene Menschen, die ihr lieb geworden sind, man spürt ihren Zwiespalt und ihren Gewissenskonflikt, ihren Stolz und gleichzeitig ihre Demut. Steinborn versteht es, lebendige Bilder zwischen ihre Zeilen zu zaubern und unterhält den Leser mit Freude und Entsetzen geleichermaßen, so wie es halt auch im echten Leben abwechselnd Licht und Schatten gibt.

„Der Schatten eines Sommers“ bekommt von mir eine absolute Empfehlung und sollte unbedingt im Anschluss an „Einen Herbst und einen Winter lang“ gelesen werden, da dieser Roman nahtlos an seinen Vorgängerband anknüpft, so, als ob man einfach zum nächsten Kapitel blätterte. Zwei wunderbare Bücher mit einer bewegenden Geschichte zwischen Arm und Reich und der Erkenntnis, dass Geld allein nicht reicht für ein glückliches und zufriedenes Leben.