Rezension

Atmosphärischer Spannungsroman in der wilden Natur von Norwegen

The Hike -

The Hike
von Lucy Clarke

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Lucy Clarke mich mit „The Castaways“ und „No Escape“ richtig begeistern konnte, musste ich „The Hike“ unbedingt lesen. Dieses Mal entführt die Autorin den Leser nach Norwegen. Ich liebe das Setting, die bildgewaltigen Beschreibungen der Wildnis und die unterschwellige Spannung, die bis zum Schluss aufrechterhalten wird.

Die vier Freundinnen Liz, Helena, Maggie und Joni kennen sich schon seit einer Ewigkeit. Traditionell verreisen sie regelmäßig zusammen und entdecken die unterschiedlichsten Orte oder Strände. Dieses Mal geht es jedoch nach Norwegen, vier Tage in der Wildnis wandern. Ganz auf sich gestellt, ohne Führer oder Survival Kenntnisse. Vor Ort erfahren sie von einem dunklen Geheimnis. Vor einem Jahr ist eine Frau beim Wandern spurlos verschwunden. Genau auf der Strecke, die Liz ausgesucht hat. Trotz aller Gefahren und Warnungen schlagen die Freundinnen den Weg in die Wildnis ein.

„In ihren Augen spiegelt sich der Himmel. Wolken wandern über ihre ausdruckslosen Pupillen. Ihr Gesicht ist auf beinahe verstörende Weise unversehrt, ihre Haut blass und makellos. Der Wind riecht nach Erde, Salz und Blut.“ Auszug aus „The Hike“ von Lucy Clarke, Seite 7.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des lockeren Schreibstils sehr leicht gefallen. Ich liebe es jedes Mal aufs Neue, in einem Buch von Lucy Clarke versinken zu können. Zu Beginn der Geschichte erfährt der Leser einiges über das Leben der einzelnen Frauen. Man lernt ihren Alltag sowie Sorgen und Wünsche kennen. Der Einstieg ist hinsichtlich der Gesamtlänge des Buches schon etwas lang. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, schneller in die Wildnis aufbrechen zu können. Denn mit Beginn der Wanderung wird es spannend.

Wie von Lucy Clarke gewohnt, ist auch „The Hike“ eine Mischung aus Roman und Thriller. Das Tempo der Geschichte ist im ersten Drittel sehr ruhig, steigt danach aber stetig an. Besonders gut haben mir die kurzen Kapitel gefallen, die oft mit einem kleinen Cliffhangern enden. Häufige Perspektivenwechsel sorgen für mehr Dynamik in der Geschichte. Auf diese Weise bekommt der Leser Einblicke in die Gefühlswelt der einzelnen Frauen. Natürlich verläuft die Wanderung ganz und gar nicht wie geplant. Dadurch entsteht eine unterschwellige Spannung, die bis zur letzten Seite anhält. Lang gehütete Geheimnisse kommen ans Licht und stellen die Freundschaft der vier Frauen auf eine harte Probe.
 
Das Setting der wilden Natur, raues Wetter und gefährliche Berge sorgen für ein atmosphärisches und düsteres Setting. Die Landschaftsbeschreibungen haben direkt Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Lucy Clarke schafft es einfach immer wieder, den Leser in ihrem Setting versinken zu lassen. Im Laufe der Geschichte ist mir aufgegangen, wie aufgeschmissen ich beim Wandern in der Wildnis wäre. Dieses Buch hat mir deutlich aufgezeigt, welche folgenschweren Fehler ich gemacht hätte. Die Schönheit der wilden Natur ist auf der einen Seite wunderschön und fesselnd, auf der anderen Seite sorgt sie für ein Gefühl der Angst. Angst, der Natur hilflos ausgeliefert zu sein. Ich habe mich gefragt, ob ich wohl durchgehalten hätte. Daher war ich doch sehr verwundert, dass gerade Joni so gut mithalten konnte. Als Rockstar ist sie ein Leben am Abgrund gewohnt. Drogen, Alkohol und durchgefeierte Nächte sind nicht die beste Voraussetzung für eine Wanderung in der Wildnis.

„Die Berge sind brutal. Und gleichgültig. Ihnen ist es egal, wer sich an ihren Flanken die Knochen zerschmettert. Sie kennen weder Trauer noch Freude. Auszug aus „The Hike“ von Lucy Clarke, Seite 199.

Die Geschichte lebt vorwiegend von der Dynamik der Frauen untereinander. Der Fokus liegt mehr auf der zwischenmenschlichen Ebene. Die kleinen und großen Katastrophen während der Wanderung sorgen für Spannung. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Und natürlich, welche der Frauen es nicht schafft, der Wildnis zu entrinnen.

FAZIT: Mit „The Hike“ hat Lucy Clarke einen atmosphärischen Spannungsroman geschaffen, der den Leser die Tücken der wilden Natur spüren lässt. Bildgewaltige Landschaftsbeschreibungen, Geheimnisse und kurze, knackige Kapitel sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen. Dieser Thriller wird vor allem denjenigen Lesern gefallen, die es gerne ruhiger mögen und auch gerne mal in einem Roman mit Suspense Elementen versinken.