Rezension

Aufklärerisch

Christiane F. - Mein zweites Leben - Christiane V. Felscherinow, Sonja Vukovic

Christiane F. - Mein zweites Leben
von Christiane V. Felscherinow Sonja Vukovic

Bewertet mit 4 Sternen

Als Jugendliche habe ich "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" mehrmals gelesen und ahbe mich schon früher gefragt, ob Christiane F. den Absprung aus der Drogenszenerie tatsächlich geschafft hat. Das Buch endet ja sehr offen und gibt Anlass zur Hoffnung.

In der neuen Autobiographie berichtet Sonja Vukovic gemeinsam mit Christiane F., wie letztere Erwachsen geworden ist.

Im Dorf ihrer Großmutter hat sie sich schnell gelangweilt, und hat aber dennoch ihren Hauptschulabschluss gemacht und eine Ausbildung zur Buchhändlerin begonnen. Klingt erstmal sehr erfolgreich! Aber letztendlich hat sie nie mit der Sucht abschließen können und muss nun mit der Folge von schweren Leberschäden leben. So negativ schneint es nun auch nicht ausgegangen zu sein!

In den letzten 35 Jahren hat Christiane also immmer wieder daran gearbeitet von ihrer Sucht frei zu kommen oder sich substituieren lassen, was gerade zu Beginn der 80er Jahre noch nicht so geläufig war. Durch die Herausgabe von Buch und Film zu ihrer ersten Biographie, hat sie viele neue Kontakte schließen können, zu Filmproduzenten, den Verlegern vom Diogenes Verlag, die ihr sehr wichtig und hilfsbereit zu sein scheinen, zu vielen Rochmusikern usw. Dabei wurde sie jedoch auch immer wieder enttäuscht. Aauch als selbstbetitelter "Promi-Junkie" ist das Leben eben nicht einfach. Überall lauern Paparazzi und auch Fans ihres Buchs auf, die unbedingt Fotos mit ihr machen wollen. Und durch diesen Promistatus kommt es dann auch zu Vorurteilen der Behörden.

Nachdem Christiane mehrere Beziehungen und Reisen, zwischen den USA, Griechenland und der Schweiz hinter sich hatte, kam es zu einem einjährigen Aufenthalt in der JVA Plötzensee, zu mehreren Abtreibungen und schließlich zur Geburt ihres Sohnes, ihrem ganzen Stolz, der ihr aber 10 Jahre später vom Jugendamt weggenommen worden ist, weil sie zu den falschen Leuten Kontakte pflegte. Sie versuchte noch mit ihrem Sohn nach Amsterdam zu flüchten, um dort ein angenehmes, ruhiges Leben zu führen. Schließlich jedoch entschied sie sich zurück nach Deutschland zu gehen und sich zu stellen. Wie ihre Lebensumstände tatsächlich waren,wollte niemand wissen. Ihr Sohn wurde ihr entrissen, kam zunächst in eine schreckliche Notunterkunft und letztendlich in eine Pflegefamilie, mit der Christiane sehr einverstanden zu sein scheint.DIe Familei gibt ihr Mitbestimmtungsrecht in der Erziehung,sie darf ihren Sohn wieder sehen und es scheint Mutter und Kind gut zu gehen.

Der Schock über die Wegnahme ihres Kindes, sitzt ihr jedoch noch tief und dieser hat sie schließlich auch wieder tiefer in den Drogensumpf hineingezogen. Eine zeitlang hat sie wohl wieder allerlei Drogen genommen, auch der Alkohol kam hinzu. Den Kampf gegen die Abhängigkeit hat sie aber nicht aufgegeben und sich wieder substituieren lassen. Natürlich vor allem um für ihren Sohn da sein zu können.

Nun ist Christiane F. 51 Jahre alt, hat einen beinahe erwachsenen Sohn, nimmt immer noch Drogen, in welcher Form auch immer und muss mit dem Gewissen eines vielleicht nahen Todes - sie leidet an Hepatitis C- rechnen.

Aber auch in dieser zweiten Autobiographie scheint es stets einen Hoffnungsschimmer zu geben, denn wer hätte damit gerechnet, dass sie ein so hohes Alter erreichen würde.

So viel zur Lebensgeschichte der Christiane F.

Dieses Buch weiterhin mit "Sachtexten" bzw. aktuellen Informationen zum Betäubungsmittelgesetz, Substitutionsverfahren, Drogenstatistiken und soziologischen Fragen, vor allem solcher zur Unterbringung von alten, drogensüchtigen Menschen, gespickt.

 

Ein MUSS gerade für die Leute, die mit "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" aufgewachsen sind. Und nebenbei kann man auch noch erfahren, wie Nena in den USA bekannt geworden ist, oder ähnliches.