Rezension

Außergewöhnliche Liebesgeschichte in einer verlassenen Welt

Allein durch die Sterne -

Allein durch die Sterne
von Nika S. Daveron

Bewertet mit 4 Sternen

Die etwa zwanzigjährige Französin Ariadne liebt ihre Katze namens Katze und trifft sich oft mit ihrer besten Freundin Kylie, wenn sie nicht gerade als Kellnerin jobbt. Ihre gemeinsame wöchentliche Badmintonstunde hält allerdings eine Überraschung bereit: von einem Moment auf die anderen ist die komplette Menschheit irgendwie verschwunden. Nur die Tiere sind noch da. „Okay Ariadne, sagte ich zu mir. Glückwunsch. Jetzt bist du verrückt geworden.“ Den ersten Schock überwunden, wird ihr klar: sie kann nun tun und lassen, was sie will  - doch lohnt sich der Preis des Alleinseins? Und es bleibt die Frage: Warum sind alle anderen Menschen verschwunden?

Die Antwort auf diese Frage hat mich nicht vollends überzeugt, aber auch nicht mehr losgelassen! Das Buch gefiel mir insgesamt ziemlich gut. Besonders Ariadne hat eine Persönlichkeit, die man sofort mag. Die leidenschaftliche Instagramerin lebt selbstbestimmt und mutig ihre Freiheit, ist sehr tierlieb und hat stets eine touge Gelassenheit an sich. Sie weiß nicht, was sie mit ihrem Leben anstellen soll. Ein Gefühl, das manche Anfang zwanzig gut nachempfinden können. Außerdem ist sie keine Abenteurerin und hat von „krassen Survival Skills“ überhaupt keine Ahnung. Dadurch konnte ich mich gut mir ihr identifizieren und mochte ihre Ideen und vor allem ihr großes Herz. 

Zu Beginn bleibt die Ordnung halbwegs aufrecht und so lernt Ariadne eine Menge über das Internet, was ihr beim Überleben hilft, aber die Welt, wie wir sie kennen, funktioniert nicht ohne andere Menschen. Als sie Sanghyyun, einen Jungen in ihrem Alter, im Netz findet, kommt eine neue Dynamik auf: sie muss ihn finden, bevor alles zusammenbricht. Die Atmosphäre erinnerte manchmal an einem Stephen King-Roman und der Vergleich taucht sogar im Buch auf. Der Schreibstil ist locker, modern und schnell zu lesen. Er unterstreicht Ariadnes manchmal flapsige Art, die Dinge beim Namen zu nennen. Was mir besonders gefallen hat: Der Prozess im Laufe des Buches und die psychische Belastung der Einsamkeit sind authentisch dargestellt. Ariadne ist einfach nicht dafür geschaffen, allein zu bleiben; und so fiebert man mit ihr mit und überlegt, was man selbst in so einer Situation tun würde. Die Reise hilft hier schlussendlich, herauszufinden, was sie wirklich will. Es geht darum, sich seinen tiefsten Wünschen zu stellen, während eine dystopische Welt alles auf das Wesentliche reduziert.

Eine schicksalshafte Liebesgeschichte zum Abschalten. Wenig Figuren, unterhaltsame Ideen, eine geradlinige Story mit steigender Spannung und ein Ende, mit dem keiner rechnet. Es macht am meisten Spaß, wenn man sich von dem Buch überraschen lässt und vorher kaum etwas über die Handlung weiß. Es lohnt sich!