Rezension

Autentisch

Winterbienen - Norbert Scheuer

Winterbienen
von Norbert Scheuer

Bewertet mit 4 Sternen

Egidius Arimond lebt in der Eifel nahe der belgischen Grenze. Die Bienenzucht erbte er vom Vater. Im Krieg erweist sich als Glück für ihn. Denn seit die Nazis an der Macht sind, darf der ehemalige Gymnasiallehrer nicht mehr unterrichten. Egidius Arimond ist Epileptiker. Das er nur zwangssterilisiert wurde, ist fast ein Wunder. Bisher haben Medikamente schlimme Anfälle verhindert, doch seine Bestände gehen zur Neige und es ist fast unmöglich die speziellen Medikamente zu beschaffen. Zudem verhilft er immer noch Juden zur Flucht über die belgische Grenze. Als Imker ist er im Besitz eines Passagierscheins, weil er zahlreiche Bienenstöcke an der Grenze zu versorgen hat. Getarnt durch die Bienen schmuggelt er die Flüchtlinge an den Grenzposten vorbei. Egidius Arimond ist auch den Frauen nicht abgeneigt. Fast alle Männer im besten Alter sind im Krieg und Egidius sagt nicht nein, wenn eine Frau zu ihm kommt. Als er ein Auge auf die Frau des neuen NS-Kreisleiters wirft, riskiert er viel, vielleicht zu viel.

Anhand des Tagebuchs erzählt der Roman vom ewigen Zyklus der Bienen und vom näher kommenden Krieg. Die Einträge machen deutlich, wie die Angst der Bevölkerung zunimmt. Die Bombenangriffe, welche zuerst nur die großen Städte betreffen, dann mit aller Wucht auch das Eifelstädtchen erreichen. Die Bedrängnis der Hauptfigur wird ebenfalls intensiv geschildert. Als die Medikamente weniger werden, häufen sich die epileptischen Anfälle und damit wächst die Gefahr dem Euthanasie Programm zum Opfer zu fallen. Ebenso wird die Angst größer, als Fluchthelfer verraten zu werden.
Fast emotionslos ist im Tagebuch die Rede von Erschießungen, von an Bäumen baumelnden Deserteuren, vergewaltigten Frauen und Bombenkratern. Über allen schwebt spürbar die Angst vor Zerstörung. Da verwundert es nicht, dass jede Möglichkeit auf ein bisschen Leben genutzt wird.
Der Roman handelt von den Kriegsauswirkungen und von den Bienen, die immer alles dafür tun, ihr Volk am Leben zu halten.