Baba Dunja, die etwas andere Protagonistin

Baba Dunjas letzte Liebe
von Alina Bronsky

Bewertet mit 4 Sternen

Humorvoll, voller Gefühle, und mit einem Hauptcharakter, den man nur gern haben kann!

"Baba Dunja ist eine dieser Frauen, auf die man neidisch ist, weil sie lächeln können wie Kinder" (S.140)

Der erste Satz: "In der Nacht weckt mich wieder Marjas Hahn Konstantin."
Worum geht es? Baba Dunja ist  eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Sie ist über 80 Jahre alt, und lebt alleine glücklich in ihrem Häuschen, denn wie sie selber sagt, hat sie nichts mehr zu verlieren. Ihr Alltag ist strukturiert, die Gartenarbeit wartet nur auf sie. Auch im Dorf wird sie als "Bürgermeisterin" angesehen, denn niemand kann sich Tschernowo ohne Dunja vorstellen. Jeder sucht sich Rat bei ihr und alle respektieren sie. Das Buch handelt von einer Frau, sowie einer handvoll Nachbarn, die in der "Todeszone" leben. Sie wollen ihre letzten Jahre genießen, um dann in ihrer Heimat zu sterben, anstatt anderswo.
Baba Dunja ist eine wundervolle Protagonistin. Sie ist weise, humorvoll, und hilfsbereit! Auch die anderen Dorfbewohner kann man sofort ins Herz schließen, denn auch wenn alle von ihnen alt sind, dumm ist keiner! Es geht um Familienverhältnisse, um Freundschaften, Gemeinschaft und Respekt. Respekt davor, dass man niemanden dazu zwingen kann, wo anders ein neues Leben aufzubauen. Denn diese Leute nehmen die Radioaktivität in Kauf, um ihre "Ruhe" zu haben. 
Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich schön, poetisch, und ehrlich. Es lässt sich fließend und schnell lesen, so dass man gar nicht aufhören kann zu lesen. Das Buch bekommt von mir jedoch 4/5 Punkten, da mir die Handlung am Ende zu schnell verlaufen ist. Es passieren so viele Dinge auf einmal, die auf 50 Seiten gequetscht werden. Da hätten dem Buch, und der Geschichte, 50-80 Seiten mehr gut getan! Weiterhin hätte ich mir ein Ereignis gewünscht, welches ich hier nicht erwähnen kann (Spoileralarm). Es geht jedenfalls um die Enkelin von Dunja. Die hatte in der ganzen Geschichte eine so hohe Präsenz, da habe ich mir am Ende mehr erhofft, als kam.
Ich kann das Buch jedem weiterempfehlen, der sich mit dem Thema Tschernobyl, und seine Heimkehrer, befassen möchte. Im Vordergrund steht aber Dunja. Baba Dunja, die nur eins möchte: Sich um ihren Garten kümmern!
"Außerdem weiß ich, dass ich genauso strahle wie unsere Erde und alles, was sie hervorbringt" (S.109)